Texte, die der CIA gefallen – und Minister Schäuble auch

Afghanistans Widerständler und die »uneigennützigen« Geschenke sogenannter Geberländer

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.
»Wir müssen alles Nötige tun, um einen Erfolg Afghanistans zu garantieren«, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zur Eröffnung der sogenannten Geber-Konferenz in Paris. Fragt sich nur: Wer sucht welchen Erfolg in Afghanistan?
Breininger und sein MG
Breininger und sein MG

»Wir Muslime wollen lediglich die Menschen zum Guten aufrufen.« Sie sollten begreifen, dass es »keinen Gott gibt, der mit Recht und Wahrheit angebetet werden darf außer Allah.« Das schreibt Eric Breininger, ein Deutscher so um die 20, der sich jetzt Abdul Ghaffar al-Almani nennt und mit einem russischen Maschinengewehr in der Hand über die türkischsprachig, militant-islamistische Internetseite »Sehadet Vakti« zur Unterstützung der Freiheitskämpfer in Afghanistan aufruft. »Unternehmt endlich etwas«, redet er mit afghanischen Bergen im Rücken in eine Videokamera. Wer nicht in den Kampf ziehen könne, solle sein Vermögen spenden, wer keines habe, wenigstens beten für die Sache der Märtyrer am Hindukusch.

»Hosenscheißer« nennt ihn ein Insider aus dem internationalen Geheimdienstgeschäft und hält Breininger aus Sicht des deutschen Bundesinnenministers für einen nützlichen Idioten. Die Drohungen des MG-Trägers gegen den deutschen Staat kommen Schäuble gerade recht beim Versuch, das deutsche Rechtssystem durch immer mehr Überwachungsmechanismen zu unterhöhlen.

Der vom Bundeskriminalamt gesuchte Breininger gibt sich als Mitglied der Islamischen Dschihad Union aus. Stimmt das, so ist er indirekt im Solde der CIA tätig. Denn diese gemeinsam mit dem usbekischen Geheimdienst aufgestellte Truppe ist – bei aller Aggressivität – vermutlich nicht mehr als eine Spaltertruppe in den Reihen der Taliban-Verbündeten. Und so lange die feindlichen Kugeln nicht zu nah einschlagen, rentiert sich das angeblich auch für die Mitglieder des Haufens. 1200 Dollar, so heißt es, sei der monatliche Blutlohn.

Es ist nicht zu erwarten, dass das Geberland USA solche Aufwendungen bei der gerade stattfindenden Geberkonferenz in Paris abrechnet. Wohl aber rechnet sich Deutschland seinen Soldatenexport an die Demokratie-Verteidigungsgrenze am Hindukusch hoch an. Und will sogar was drauf legen. Verteidigungsminister Franz Josef Jung will noch vor der parlamentarischen Sommerpause Klarheit über die künftige Stärke des Bundeswehr-Kontingents schaffen. Bisher stellt die Bundeswehr knapp 3500 Uniformträger, demnächst könnten es 4400 bis 4800 sein. Erweitert werden soll auch die Ausbildung von afghanischen Polizisten. Das freut die Warlords. Denn die Massen der von der EU gedrillten Polizisten dient anschließend im Auftrag regionaler Verbrecher, die ihr Geld mit Drogen-, Waffen- und Menschenhandel verdienen.

Kenner der afghanischen Entwicklung warnen: Wer – wie bisher – die Aufstands- oder Terrorbewegung nur als militärisches Problem betrachtet, verkennt, dass das Eingreifen der NATO und anderer westlich orientierter Truppen eine Ursache für die fortschreitende Militanz in der Region ist. Notwendig wäre es, die Machtausübung zu entmilitarisieren. Doch wie macht man das, wenn nicht einmal der Präsident bei einer Militärparade von Attacken verschont bleibt? Man kann der korrupten Regierungskaste künftig noch mehr Geld geben, doch es besteht kaum Aussicht, dass daraus Nutzbringenderes für die Bevölkerung im weiten Land entsteht. Wichtig wäre, die Macht der Zentralregierung in Kabul mit den Provinzen zu teilen, sagen Aufbauhelfer. Andere warnen davor, denn genau da haben die Warlords das Sagen.

Egal, wie viel Geld die Geberländer in Paris auf den Tisch legen – die Lage ist verfahren. Darunter leiden – neben der afghanischen Bevölkerung – vor allem jene, die man als uniformierte Demokratiebringen an den Hindukusch geschickt hat.

Man weiß nie, ob die zumeist über Internet verbreiten Drohungen von Spinnern à la Breininger oder von echten Terroristen stammen. Seit einiger Zeit wird eine neue Offensive in den afghanischen Nordregionen angedroht. Die Bundeswehr, die dort die Verantwortung hat, nimmt sie jedenfalls verdammt ernst.

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