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»Endstation Sehnsucht«

Die Schweizer sind nach dem 1:2 gegen die Türkei nur noch EM-Gast

  • Andreas Schirmer
  • Lesedauer: 2 Min.

Nur fünf Tage währte der Traum der Schweizer Gastgeber, etwas ganz Großes zu vollbringen. »Es ist schmerzlich«, sagte Trainer Jakob Kuhn nach der Last-Minute-Niederlage gegen die Türkei (1:2) in der »Wasserschlacht« im Baseler St. Jakob-Park. »Abgesoffen«, titelte treffend die Schweizer Zeitung »Blick« am Donnerstag.

»Es ist nur eine Leere da«, sagte Tranquillo Barnetta und rang nach Worten der Erklärung. Nach der 1:0-Führung durch Hakan Yakin (32.) hatten die eingewechselten Semih (58.) und Arda (92.) den Gastgeber zum EM-Gast gemacht und am Bosporus für Ballyhoo gesorgt. »In der Kabine war kein Lärm, alle waren still. Wir sind traurig und am Boden«, sagte Ersatz-Kapitän Ludovic Magnin.

Schließlich hatte die Alpenrepublik ein Ziel so hoch wie ihre Berge. »Endstation Wien« prangte auf dem Mannschaftsbus. Statt zum Finale am 29. Juni ins Nachbarland Österreich zu reisen, wurde Basel zur »Endstation Sehnsucht«. Ein Kette unglücklicher Ereignisse trug dazu bei: Erst belastete den Nationalcoach die schwere Erkrankung seiner Frau Alice Kuhn, dann folgte der Schock durch das EM-Aus von Kapitän Alexander Frei im Eröffnungsspiel.

Für den 64-jährigen »Köbi Nationale« kommt am Sonntag nach siebenjähriger Amtszeit die Stunde des Abschieds. »Wir wollten für ihn ins Viertelfinale kommen. Jetzt wollen wir ihm mit einem Sieg wenigstens noch etwas Schönes bereiten«, sagte Patrick Müller.

Zweieinhalb Jahre nach dem »Skandalspiel von Istanbul«, bei dem es nach dem Scheitern in der WM-Qualifikation 2006 gegen die Schweiz zu wüsten Prügeleien gekommen war, ist damit den Türken die sportliche Revanche geglückt. »Vom Auftritt und Willen her waren wir einen Tick besser. Es war für uns nicht einfach – wir haben es gemeistert«, freute sich Hamit Altintop nach der denkwürdigen Partie. »In der Pause habe ich ein kleines Gebet gesprochen, dass der Regen aufhören soll«, berichtete Nationaltrainer Fatih Terim. »Diese drei Punkten geben uns viel Hoffnung. Die EM hat für uns erst jetzt richtig begonnen«, so Terim weiter. Die Entscheidung über den Einzug ins Viertelfinale fällt am Sonntag in Genf gegen die punktgleichen Tschechen. dpa

Schweiz: Benaglio - Lichtsteiner, Müller, Senderos, Magnin - Behrami, Inler, Fernandes (76. Cabanas), Barnetta (66. Vonlanthen) - Yakin (85. Gygax), Derdiyok.

Türkei: Volkan - Hamit Altintop, Emre Asik, Cetin, Hakan Balta - Karadeniz (46. Sentürk), Mehmet Aurelio, Arda - Metin (46. Topal) - Nihat (85. Kazim), Tuncay.

Tore: 1:0 Yakin (32.), 1:1 Sentürk (57.), 1:2 Arda (92.). Schiedsrichter: Michel (Slowakei). Zuschauer: 39.730.

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