»Viertelfinale? – Wir wollen natürlich mehr«

Portugals Trainer Scolari verkündet nach dem 3:1 gegen Tschechien seinen Abgang zum FC Chelsea

  • Morten Ritter und Heinz Büse
  • Lesedauer: 3 Min.

Altstar Eusebio jubelte auf der Tribüne, Matchwinner Cristiano Ronaldo nahm mit nacktem Oberkörper ein Bad in der Menge und Erfolgscoach Luiz Felipe Scolari noch auf dem Platz erste Glückwünsche entgegen. Doch schon kurz nach dem Durchmarsch ins Viertelfinale überschattete das Ende der Scolari-Ära den portugiesischen Fußball-Zauber. Der kauzige Coach scheidet nach sechs Jahren als Chef aus und tritt zu Saisonbeginn den lukrativen Job beim englischen Premier-League-Club FC Chelsea an. Zuvor will er seine Arbeit mit der »seleccao« aber noch krönen und seine Ballkünstler zum ersten Titel führen. »Portugal kann weiter vom EM-Sieg träumen«, schwärmte auch Eusebio nach der 3:1-Gala gegen Tschechien.

Für die Höhepunkte auf dem Rasen sorgten im Stade de Genève Deco und Cristiano Ronaldo. Deco, der seinem Coach zum FC Chelsea folgen könnte, erzielte das 1:0 und war an beiden anderen Treffern beteiligt. Ronaldo traf wie im Champions-League-Finale wieder gegen Tschechen-Keeper Petr Cech zum wichtigen 2:1 und bereitete die anderen Portugal-Tore vor. »Es war ein spektakulärer Abend. Wenn wir uns weiterhin als Einheit präsentieren, haben wir gute Chancen«, sagte Cristiano Ronaldo. Für Scolaris Entscheidung zeigte er großes Verständnis. »Ich respektiere diese Entscheidung. Er muss sich um seine Zukunft kümmern«, sagte der Profi von Manchester United.

Mit dem vorzeitigen Einzug in die Runde der besten Acht hat der WM-Vierte von 2006 sein erstes Zwischenziel erreicht. »Viertelfinale? – Wir wollen natürlich mehr«, betonte Scolari, der von der körperlichen Verfassung seines Teams begeistert war. »Dadurch, dass wir jetzt schon eine ganze Weile zusammen sind, können wir uns viel besser auf unsere Aufgaben vorbereiten. Ich habe schon viele gute Teams betreut, aber das ist im Moment das beste«, meinte er. Scolari lobte vor allem die Leistung Decos, der im ersten Abschnitt, als die Portugiesen Schwierigkeiten mit den taktisch gut eingestellten Tschechen hatten, auch einige Fehlpässe spielte. »Er partizipiert, er dribbelt und riskiert viel, da darf er natürlich auch Fehler machen«, befand Scolari.

Für Tschechien geht es gegen die punkt- und torgleiche Türkei um das Viertelfinale. »Das wird ein enges Spiel, aber wir haben es selbst in der Hand und dürfen keine Angst haben«, meinte Milan Baros. Sollten sich beide am Sonntag nach 90 Minuten Remis trennen, kommt eine seit 2004 geltende Regel erstmals zur Anwendung: Dann würde der Sieger per Elfmeterschießen ermittelt. dpa

Tschechien: Cech - Grygera, Ujfalusi, Rozehnal, Jankulovski - Polak, Galasek (73. Koller), Matejovsky (68. Vlcek) - Sionko, Plasil (85. Jarolim) - Baros.

Portugal: Ricardo - Bosingwa, Pepe, Ricardo Carvalho, Paulo Ferreira - Petit, João Moutinho (75. Fernando Meira) - Simão (80. Ricardo Quaresma), Deco, Cristiano Ronaldo - Nuno Gomes (80. Hugo Almeida).

Tore: 0:1 Deco (8.), 1:1 Sionko (17.), 1:2 Cristiano Ronaldo (63.), 1:3 Ricardo Quaresma (90.+1). Schiedsrichter: Vassaras (Griechenland). Zuschauer: 29 016.

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