Arbeit gegen Rechts in Sachsen

  • Lesedauer: 3 Min.
Das Kinder- und Jugendhaus »Oase 26« in Naunhof bei Leipzig macht Angebote von Basteln bis zum Punkkonzert. Der Leiter Torsten Wanke holte das Theaterstück »Der Kick« in die Provinz. Es rekonstruiert den Tod von Marinius Schöberl, der im Sommer 2002 im uckermärkischen Potzlow von drei jugendlichen Neonazis ermordet wurde. Ines Wallrodt sprach mit Wanke über seine Arbeit.
ND: Die NPD sitzt künftig in allen sächsischen Kommunalparlamenten. Haben Sie zuweilen den Eindruck, dass Ihre Arbeit erfolglos ist?

Torsten Wanke: Nein, erfolglos ist sie nicht. Das Wahlergebnis der NPD ist natürlich sehr schlimm. Aber ohne unsere Arbeit wäre das Problem noch viel schlimmer.

Wie erklären Sie den Zuwachs?

Die Rechtsextremen können nur so gut sein, wie die demokratischen Parteien schlecht sind. Die Menschen haben vielerorts nicht mehr den Eindruck, dass sie von den demokratischen Parteien ordentlich vertreten werden und suchen dann ein Ventil.

Wie reagieren Sie darauf mit Ihrer Arbeit in der »Oase«?

Mit Vielfalt und durch das Ansprechen vieler Interessengruppen. Wir möchten deshalb auch keine explizit linke Adresse sein. Wir verstehen uns als Einrichtung der Mitte für alle.

Wie gehen Sie mit rassistischen Sprüchen von Jugendlichen um?

Es wird sofort thematisiert, nicht einfach still hingenommen. Ich spreche die Jugendlichen ganz konkret darauf an. Die sofortige Reaktion ist immer besser, als erst zuzuschauen und dann irgendwelche Programme loszutreten.

Sie haben mit viel Aufwand das Theaterstück »Der Kick« von Leipzig unter anderem nach Naunhof geholt. Warum sind Sie mit den Jugendlichen nicht nach Leipzig gefahren?

Wir wollten das Theater zu den Menschen bringen. Es ging darum, Leute zu erreichen, die normalerweise nicht ins Theater fahren, die nicht eine Karte für 15 Euro kaufen, um sich mit dem Thema zu beschäftigen. In Naunhof war der Eintritt kostenlos.

Warum dieses Stück?

Man bekommt bei dem Stück den Eindruck: Der Bürgermeister, der Pfarrer, der Polizist – das kann sich überall abgespielt haben. Viele Menschen werden sich ein kleines bisschen darin wiedererkennen und über ihre Rolle in der Gesellschaft nachdenken. Dieses Nachdenken führt zu anderem Handeln. Das Stück wird auch nach drei Jahren bei den Menschen, die es gesehen haben, noch wirksam sein. Es ist wie eine Aussaat von einer Kultur gegen Gewalt. Es vermittelt die Erkenntnis, man muss sofort einschreiten. Da haben wir es wieder: nicht warten, bis sich das Problem verfestigt hat.

Was planen Sie als nächstes?

Das Stück wird demnächst aus dem Spielplan genommen. Ich habe Möglichkeiten gesucht, das Thema weiter zu nutzen. Daraus ist die Idee geboren, wiederum ein Theaterprojekt zu machen, mit Schülern. Es soll zunächst mit einer Klasse starten im September. Die Schüler werden das Stück einstudieren und sich gleichzeitig ein Jahr lang mit den Personen, die dargestellt werden, beschäftigen. Das Ziel wäre, dass später jeweils vier Klassen an verschiedenen Schulen und Orten dieses Projekt jedes Jahr mitmachen.

www.kjh-oase-26.de

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