Mit dem X-Zug in die Ferne

Bisher wurden Fernzüge im deutschen Schienennetz lediglich von der Deutschen Bahn (DB) AG und ihre Tochterunternehmen gefahren. Connex nennt die neuen Züge InterConnex, abgekürzt X, darf auf Betreiben der Deutschen Bahn die ursprünglich gewählte Abkürzung ICX aber nicht verwenden. Mit den neuen X-Zügen sollen der Deutschen Bahn nicht Fahrgäste abgejagt, sondern neue Kunden für das Bahnreisen gewonnen werden. Das Fahrpreis- und Tarifsystem könnte dazu beitragen, denn im X-Zug bezahlt man im Schnitt die Hälfte des DB-Fahrpreises, ohne dass man vorher eine Bahn-Card lösen muss. Zugangseinschränkungen gibt es nicht, eine frühe Buchung, wie bei der Deutschen Bahn vom 1. Dezember an erwartet, ist nicht nötig. Connex setzt auf der Verbindung Triebwagen der Bauart Talent ein, die bisher bei der Ostmecklenburgischen Eisenbahn fuhren, allerdings mit verändertem Anstrich und verbessertem Gestühl. Die 200 Sitzplätze je Zug sind in drei Gruppen eingeteilt: »Bussines« (kostet 10 Euro extra, dafür gibt es ein Lunchpaket, Kaffee und Zeitungen), »Economy« mit reservierten Plätzen, »Traveller« für jedermann.
Zum erwarteten Zuspruch äußerte sich Hans Leister, Geschäftsführer von Connex-Regio, gestern in Berlin: »Wir denken, eine Lücke zu füllen, denn Gera war vom Fernverkehr abgeschnitten, in Leipzig fehlte die durchgehende Verbindung nach Rostock.« Über eine Ausweitung des Netzes der X-Züge bekam man nur vage Auskunft. Leister: »Einige Urlaubsregionen wünschen von uns Direktverbindungen zu den großen Städten, die die Deutsche Bahn gekappt hat. Von Berlin und dem Ruhrgebiet aus wären Züge zum Nordharz denkbar, auch nach Zittau und zur Insel Rügen.« Geras Oberbürgermeister Norbert Hein hofft, Connex werde die vernachlässigte Mitte-Deutschland-Verbindung (Dresden-Gera-Ruhrgebiet) beleben. »Sehr interessant für uns«, sagte Leister. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) begrüßte die neue Fernverbindung. Sie stelle eine gute privatwirtschaftlich betriebene Alternative zur DB dar, da die Fahrzeiten kürzer, die Preise billiger seien. »Jetzt können die Kunden entscheiden, mit welchem Anbieter sie fahren wollen«, sagte VCD-Vorsitzender Thomas Schaller.
Für die X-Züge erhält Connex keine Zuschüsse. Die entsprechenden Trassen sind bis zum 15. Dezember bei DB-Netz bestellt. In den ersten sechs Wochen ihres Verkehrs soll sich zeigen, ob der neue Fernverkehr erfolgreich ist. Da Connex derzeit nur Nahverkehrstriebwagen besitzt, ist auf den Ausbaustrecken wie Berlin-Leipzig nicht die volle Geschwindigkeit von 160 Kilometern je Stunde möglich. Vorteilhaft sind aber die eingesetzten Dieselfahrzeuge mit dem Tempo 120 dort, wo - noch - die elektrische Oberleitung fehlt.
Connex liebäugelte vor Monaten mit jenen Interregio-Verbindungen, die die Deutsche Bahn als unrentabel bezeichnete. Daraus wurde nichts, denn der DB-Vorstand lehnte ab. Hans Leister bemerkte dazu: »Der Interregio wird immer weniger. Was wird aus den Wagen und Lokomotiven? Sie sind abgestellt. Werden sie verschrottet, ist das ein Politikum!« Connex reibt sich aber nicht an diesem Wettbewerber - im Gegenteil. Leister lobte das Entgegenkommen der Geschäftsbereiche Netz sowie Station & Service, verwendete sogar den in der DDR gebräuchlichen Begriff von der Eisenbahnerehre. Sie werde dafür sorgen, dass die Connex-Züge pünktlich fahren und sich die Eisenbahner helfen, wenn einmal etwas schief geht.

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X-Züge Gera-Rostock: Gera ab 5.38Uhr, Leipzig Hbf ab 7.11; Berlin-Lichtenberg 9.10/9.20, Rostock an 11.52; Rostock ab 14.28, Berlin-Lichtenberg 16.57/17.03, Leipzig Hbf an 18.59, Gera an 20.05; weitere Halte in Zeitz, Bitterfeld, Lutherstadt Wittenberg, Luckenwalde, Berlin-Schönefeld Flughafen, Oranienburg, Fürstenberg (Havel), Neustrelitz, Waren (Müritz);
Fahrpreise: Kinder bis 6 Jahre gratis, Fahrgäste 7-26 Jahre 30 Prozent Ermäßigung, sonst 7 Cent je Kilometer; Verbundfahrschein Berlin-Brandenburg gilt im Zug und wird auch auf den Fernfahrpreis angerechnet. Platzreservierung: (01805) 101616 oder im Reisebüro über das System START. Reservierungsgebühr: 2,50