»Gipfeltreffen« im Gästebuch
Fotoausstellung fordert Meinungen heraus
Wie unterschiedlich die klaren und eindeutigen Bilder gesehen werden können, spiegelt das Ausstellungsbuch wider. Die Meinungen reichen von »unpolitischen Aussagen« und »zu einseitig« über »Ästhetisieren von Gewalt« bis zu »emotional sehr bewegend« und »alles Hauptsächliche gezeigt«. Immer wieder geht es dabei um Gewalt der Protestierenden, die häufig kritisch bewertet wird. Nur selten wird auch die Gewalt, die von Staat und Polizei ausgeht, erwähnt.
Dennoch sind die Fotos da, zum Beispiel »Im Anmarsch« in Genua oder »Polizeikessel« in Göteborg. Die Bedrohung, die von solcher Art zur Schau gestellten Gewalt ausgeht, kann auch ein Nichtteilnehmer nachvollziehen und erahnen. Andere meinen, wer einmal dabei war, weiß, warum die Fotos bewegen. Viele noch unverarbeitete Erinnerungen kommen wieder ins Gedächtnis.
Ein Geschädigter eines Gasangriffs auf eine Großdemo in Genua nutzt mit langem Bericht und eigenen Fotos die Schau, um gehört zu werden. Es sind nicht immer die »gewaltbereiten, unpolitischen Fanatiker« oder »Chaoten«, ist im Besucherbuch zu lesen, sondern friedliche Demonstranten unterschiedlicher Generationen und Geschlechter, die sich plötzlich unter »knüppelnden Polizisten« befinden. »Ich hatte wahrhaftig Todesangst, erstickt, ohnmächtig und erdrückt zu werden...«
Wenn man zuweilen auch den Eindruck hat, die ausgestellten Fotos haben mit den Meinungen nichts mehr zu tun, so ist es Laura Hegewald mit ihren Aufnahmen von Göteborg und Genua gelungen, die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen und zur Diskussion herauszufordern.
Bis 7.3. Mo-Fr 12-18 Uhr, Kleine Humboldt-Galerie in der Humboldt-Universität, Unter den Linden 6, Mitte
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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