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Füllhorn über Sachsenhausen

9,7 Millionen Euro für Sanierung / Dennoch Mangel an allen Ecken und Enden

  • Hans Canjé
  • Lesedauer: 2 Min.
Die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen erhält Mittel zur Sanierung, doch insgesamt zog die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten eine zwiespältige Bilanz mit nicht gerade rosigen Aussichten.
Auf Grund einer Absprache zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe werden für Sachsenhausen in den nächsten vier Jahren rund 9,7 Millionen Euro zusätzlich zur Sanierung bereit gestellt. Die Entscheidung fiel vor allem im Hinblick darauf, so Stiftungsdirektor Dr. Günter Morsch auf der Jahrespressekonferenz, dass Sachsenhausen als »KZ-Gedenkstätte der Hauptstadt« eine herausgehobene Rolle spielen soll. Durch das Museum zur Geschichte des sowjetischen Speziallagers und »die Präsenz dieser Thematik im Gesamtgefüge der Gedenkstätte« sei Sachsenhausen ein »exemplarischer Ort der zweifachen Diktaturerfahrung im 20. Jahrhundert«. Sanierung und Neugestaltung der Gedenkstätte sollen bis 2006 abgeschlossen sein. Allerdings bleibt die Situation für die Aufrechterhaltung des Gedenkstättenbetriebs angespannt. Alle Sachmittel wurden um 20 Prozent gekürzt, weitere Kürzungen mit Auswirkungen auf Personal und Ausstellungen sind zu befürchten. Das gilt für Sachsenhausen wie für die Gedenkstätten Ravensbrück und Zuchthaus Brandenburg-Görden. Hier wurde, was heftige Proteste einstiger Häftlinge auslöste, bereits die Stelle des Leiters gestrichen. Schon erfolgte und zu befürchtende Personalkürzungen bedrohen den Bestand der Arbeit, so Morsch. Regelmäßige Aufsicht in den Museen ist nicht mehr gewährleistet. Dr. Sigrid Jacobeit informierte darüber, dass eine in Ravensbrück für den September geplante Ausstellung zum 60. Jahrestag der Zerstörung des tschechischen Dorfes Lidice und der Deportation der 200 Frauen des Ortes nach Ravensbrück finanziell noch nicht gesichert ist. In Sachsenhausen sollen mit den 9,7 Millionen Euro von Bund und Land sowie mit Haushaltmitteln folgende Maßnahmen realisiert werden: Ausbau des Besucherinformationszentrums, Neugestaltung von »Eingangssituation und Besucherleitsystem« und des zentralen Gedenkortes »Station Z« mit den Überresten der Hinrichtungsstätte und des ehemaligen Krematoriums sowie der Freiflächen. Nach Abschluss der Innenarbeiten ist für 2003 in den historischen Baracken des Krankenreviers die Dauerausstellung »Medizin im Konzentrationslager« geplant. Nach der Grundsanierung des Neuen Museums sollen dort am 9. Juni Dauerausstellungen zum KZ Oranienburg und zur Geschichte der Gedenkstätte eröffnet werden. Laut Pressematerial geht es dabei um die »Dokumentation der jüngsten Geschichte und die kritische Auseinandersetzung mit dem antifaschistischen Selbstverständnis der DDR«. Positives über Ravensbrück berichtete Frau Jacobeit: Nach Rekonstruktionsarbeiten im Industriehof ist die SS-Schneiderei wieder begehbar. Am 10. April soll die Internationale Jugendbegegnungsstätte eröffnet werden. Die Arbeiten an den sieben einstigen Wohnhäusern der KZ-Aufseherinnen stehen vorm Abschluss. Das »Haus der Lagergemeinschaft« wurde bereits übergeben. Ein Wermutstropfen: Eine der beiden Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter fällt wegen Übernahme der Leitung der Begegnungsstätte weg.
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