Chef ist immer noch ein Mann

50 Jahre BRD-Gleichberechtigungsgesetz wirken in der Wirtschaft kaum

  • Lesedauer: 2 Min.
Ein halbes Jahrhundert nach Verabschiedung des Gleichberechtigungsgesetzes am 1. Juli 1958 hat Deutschland in Sachen Chancengleichheit für Frauen und Männer noch immer viel nachzuholen.

Straßburg (AFP/ND). Zwar gehört die Bundesrepublik zu den wenigen Ländern, die eine Frau als Regierungschefin haben. Und auch der Anteil der Frauen im Bundestag liegt mit rund 30 Prozent EU-weit im oberen Drittel. Doch im Berufsleben haben Frauen nach wie vor deutlich weniger Einfluss als in anderen EU-Staaten.

Die Beschäftigungsrate der Frauen zwischen 15 und 64 Jahren ist in Deutschland in den letzten Jahrzehnten zwar kontinuierlich gestiegen. Derzeit liegt sie laut einer Erhebung des Statistischen Amtes der EU (Eurostat) bei rund 61 Prozent (Männer etwa 72 Prozent). Dies bleibt aber weit hinter Ländern wie Island, Norwegen, der Schweiz oder Dänemark zurück, wo zwischen 70 und 80 Prozent der Frauen berufstätig sind. Zudem arbeiten in Deutschland nur etwa die Hälfte der Frauen Vollzeit – deutlich weniger als etwa in Finnland, Frankreich, Slowenien, Ungarn oder Polen. Hinzu kommt, dass der durchschnittliche Stundenlohn der Frauen in Deutschland 20 Prozent unter dem der Männer liegt. Die besten Ergebnisse können in dieser Hinsicht Belgien, Malta und Slowenien vorweisen: Dort liegt das Lohngefälle unter neun Prozent. Fast 15 Prozent der Frauen in Deutschland gelten als armutsgefährdet – deutlich mehr als in den skandinavischen Ländern, Österreich und den Niederlanden.

Besonders gering sind die Aufstiegschancen der Frauen in der Wirtschaft. So schaffen es in Deutschland nur etwa 0,2 Prozent aller weiblichen Erwerbstätigen in die Chefetagen von Unternehmen. Frauen als Chefs oder Vorstandsvorsitzende der 50 größten nationalen Unternehmen sind in Deutschland offenbar die absolute Ausnahme: Laut Eurostat ist ihr Anteil statistisch gesehen »gleich Null«. In Belgien und Slowenien sind hingegen rund 15 Prozent der führenden Wirtschaftsbosse Frauen, in Lettland und Polen über fünf Prozent, in Spanien, Frankreich, Italien und in der Türkei immerhin an die vier Prozent.

Bei der Berufswahl der Frauen hat sich in den letzten Jahren wenig geändert: Nach wie vor interessieren sich Mädchen vor allem für Berufe im Dienstleistungssektor, etwa im Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen und im Einzelhandel. Nicht einmal ein Prozent der deutschen Frauen arbeiten dagegen etwa im EDV-Bereich oder als Forscher im Bereich Mathematik und Physik.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal