Grüne Idee, die den Staat nichts kostet

Bürgerinitiative Brandenburger Wald bleibt bei ihrer Kritik an der Forstpolitik des Landes

  • Margot Schöning
  • Lesedauer: 2 Min.

Es wurden mehr Bäume gefällt als gepflanzt. »Wenn keine Aufforstung erfolgt, werden 2090 nur noch 50 Prozent des Naturrohrstoffes Holz zu ernten sein«, argumentierte der Forstwissenschaftler Siegfried Anders.

Er gehört der Bürgerinitiative Brandenburger Wald an und die war eingeladen, als der Umweltausschuss des Landtags kürzlich in der Oberförsterei Hammer tagte. Karl-Heinrich von Bothmer, Abteilungsleiter im Potsdamer Agrarministerium, hatte dort die Forstpolitik und den Zustand der Wälder gelobt. »Sie ernten, ohne zu säen. Sie wollen ohne Geld viel Holz machen«, warf Anders dem Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) vor. Der Eichelhäher allein schaffe die natürliche Verjüngung des Waldes nicht. Die Bürgerinitiative wertet die Einladung als Reaktion auf einen Beschwerdeanruf in der Staatskanzlei. Denn die Initiative hatte dem Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) bereits am 26. April einen Brief geschrieben und noch immer keine Antwort erhalten. In dem mehrseitigen Brief wurde die Forstpolitik kritisiert. »Wir Forstleute und Wissenschaftler haben gründlich recherchiert und sind nach wie vor davon überzeugt, dass der über Generationen aufgebaute Wald für die Bevölkerung und die Holzindustrie in Gefahr ist«, hieß es in dem mehrseitigen Schreiben.

In Hammer sollte die Bürgerinitiative belehrt werden. Alle Anwesenden wurden zu einem 40 Jahre alten Kiefernwald kutschiert, der sich selbst verjüngt hatte. Dabei blieb aber außen vor, dass dieses Gebiet im Zweiten Weltkrieg Hauptkampfzone war. Nicht nur der Wald verbrannte damals, sonder auch die Humusschicht. Auf dem zurückgebliebenen kargen Boden konnten sich Kiefernsämlinge hervorragend entwickeln. »Naturverjüngung wie in der Wünsdorfer Enklave ist in den meisten Gebieten Brandenburgs nicht möglich«, kommentierte Oberforstmeister Hansjürgen Dünnbier.

Laut Bundeswaldinventur beträgt die Quote der Naturverjüngung in den märkischen Wäldern, die dem Bundesland gehören, nur 16 Prozent, erzählte Anders. Gegenwärtig wachsen auf 274 000 Hektar Landeswald zu 80 Prozent Kiefern. Der Anteil der Kiefer soll künftig aber auf 50 Prozent reduziert werden. Angestrebt ist eine biologische Vielfalt, die dem Klimawandel vorbeugen soll. Gleiche Ansichten sind bei etlichen jüngeren Forstleuten populär.

Die Bürgerinitiative sieht darin eine Hommage an grüne Ideen, die den Staat nichts kosten. Forstwirtschaftliche Antworten auf den Klimawandel seien jedoch noch nicht erforscht, betonte Professor Anders. Bei den Gegebenheiten in Brandenburg könne die Naturverjüngung bei der Kiefer nur 13 Prozent erreichen. Wer mehr Bäume wolle, müsse dafür etwas tun. Bei der Naturverjüngung wachsende Hölzer wie Aspe, Birke, Eberesche, Traubenkirsche und Vogelbeere seien wegen kurzer Lebensdauer von minderer Qualität und somit uninteressant für die Industrie.

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