nd-aktuell.de / 11.07.2008 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Anheuser spielt kubanische Karte

Übernahmeschlacht in Brauereibranche: InBev könnte doch scheitern

Knut Henkel

Im Übernahmekampf mit dem Konkurrenten InBev zieht die US-Brauerei Anheuser-Busch alle Register. Sie hat nicht nur Klage gegen die anvisierte Übernahme eingelegt sondern auch darauf aufmerksam gemacht, dass InBev Geschäftskontakte mit Kuba pflegt. Das ist US-amerikanischen Gesetzen zufolge unzulässig.

Bucanero heißt die Brauerei mit dem ganz in Rot gekleideten feisten Piraten auf dem Label. In Holguín steht die Brauerei, die in Kuba jedes Kind kennt und die mit 940 000 Hektolitern Output die Nummer zwei auf dem kubanischen Markt ist. An der Brauerei hält auch der belgische Braumulti InBev (u.a. »Beck's« und »Stella Artois«) einen Anteil, so steht es zumindest auf der Internetseite des Unternehmens, welches in den letzten Jahren eine beispiellose Einkaufstour auf dem internationalen Markt hingelegt hat.

Neben den Schwergewichten wie der deutschen Becks-Brauerei oder der brasilianischen Brahma hat InBev sich aber auch an kleineren Brauereien beteiligt – mal direkt und mal über ein Tochterunternehmen wie im Fall der kubanischen Bucanero. Genau das könnte der weltweiten Nummer zwei auf dem Biermarkt jedoch zum Verhängnis werden. An diesem kleinen Detail droht eine der größten Übernahmen weltweit zu scheitern, denn InBev ist entschlossen, Anheuser-Busch, die dominierende US-Brauerei und Nummer drei auf dem Weltmarkt, zu übernehmen. Ein konkretes Angebot über 46,3 Milliarden US-Dollar hat Inbev auf den Tisch gelegt und darüber hinaus Anstalten gemacht, mit den Aktionären in Kontakt zu treten. Genau das will jedoch das Management von Anheuser Busch verhindern, das mit juristischen Mitteln versucht, gegen das Angebot vorzugehen. Der US-Braukonzern, Produzent von Budweiser, das nicht zu verwechseln ist mit dem gleichnamigen tschechischen Bier, hat den europäischen Konkurrenten vor einem US-Gericht verklagt. InBev soll davon abgehalten werden, bei den Aktionären um grünes Licht für den Kauf zu werben.

Zuvor hatte InBev mit juristischen Winkelzügen versucht, den Austausch der Spitze bei Anheuser-Busch zu initiieren. Dagegen wehrt sich Anheuser-Busch mit Händen und Füßen, und der Verweis auf die Geschäftsaktivitäten von InBev in Kuba könnte sich als Trumpf erweisen. US-amerikanischen Unternehmen ist der Handel mit dem sozialistischen Kuba seit der Verhängung des Embargos von 1961 nur mit Sondererlaubnis gestattet und die Aktivitäten von InBev in Kuba könnten im Falle einer Übernahme zum Stolperstein werden, so urteilen Wirtschaftsexperten wie Professor Anthony Sabino von der Universität St. John in New York. Das bezweifeln zwar die Anwälte von InBev, doch plötzlich sind die 576 Mitarbeiter von Bucanero in der Finanz- und Brauwelt jedem ein Begriff.