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Jobben für 300 Euro im Monat

Wachstumsrückgang und anhaltend hohe Arbeitslosigkeit in Osteuropa

  • Hannes Hofbauer, Wien
  • Lesedauer: 2 Min.
»Von Wirtschaftskrise keine Spur«, fasste Josef Pöschl, einer der Chefökonomen des »Wiener Instituts für internationale Wirtschaftsvergleiche«, die Vorschau auf das kommende Halbjahr zusammen. Die Länder Osteuropas würden sich gegen Turbulenzen der Finanzmärkte als widerstandsfähig erweisen, Russlands Handelsbilanzüberschüsse gingen zurück. Aber Inflationsgefahr und hohe Arbeitslosigkeit gäben zu denken.
Kein Aufschwung in Sicht – Straßenszene in Szczecin.
Kein Aufschwung in Sicht – Straßenszene in Szczecin.

Die Pressekonferenz des WIIW zur ökonomischen Situation in den ehemaligen Transformationsländern des Ostens wartete mit recht unterschiedlichen Ergebnissen auf. Die statistische Lieblingsgröße zur Bestimmung von wirtschaftlichem Fortschritt, das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, prognostiziert für 2008 wenig überraschend für die neuen EU-Mitglieder und den Balkan doppelt bis drei Mal so hohe Raten wie für die Kern-EU der 15. Russlands vorausgesagtes Wachstum von 7,3 Prozent liegt noch weiter über dem Durchschnitt des »alten Europa« (1,7 Prozent).

Wer davon profitiert, erklärt ein Blick auf die Faktoren Inflation, Arbeitslosigkeit und Löhne. Angehobene Mehrwertsteuersätze sowie die steigenden Lebensmittelpreise bewirken eine spürbar höhere Inflationsrate zwischen Prag, Warschau und Ljubljana. Sie beträgt im Schnitt das Doppelte der Alt-EU. Und während den EU-15 für 2008 eine Arbeitslosigkeit von 6,8 Prozent vorausgesagt wird, kämpfen Länder wie Polen, die Slowakei, Kroatien und die Türkei mit zehn Prozent; in Serbien, Bosnien und Mazedonien liegt der Wert zwischen 21 und 35 Prozent.

Bei den Bruttomonatslöhnen wird endgültig klar, warum Investoren den Osten als Schlaraffenland auffassen. 3300 Euro beträgt dieser im Durchschnitt der EU-15, während ein Arbeiter in den zehn neuen Mitgliedsländern 830 Euro brutto erhält. Bulgarien bildet mit 300 Euro brutto das Schlusslicht in der EU und wird nur noch von Albanien (277 Euro) unterboten.

Ein wirtschaftliches Aufholen des europäischen Ostens gegenüber den Zentren im Westen konnte zwar in den vergangenen Jahren beobachtet werden. In einer Langzeitperspektive sieht die Sache allerdings weit weniger positiv aus. Allenfalls Slowenien und die Slowakei konnten seit 1989/90 gegenüber der Kern-EU aufholen.

Für Russland, das als einziges Land auch 2008 eine positive Leistungsbilanz aufweisen wird, schätzen die Experten des WIIW die Abhängigkeit vom Energieexport als hoch riskant. Im 1. Quartal 2008 kamen 70 Prozent der Exporteinnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft, was die gesamte Ökonomie vom Energiepreis abhängig macht.

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