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Dauerletzter schreibt Geschichte

Belgier Wim Vansevenant schon 2006 und 2007 am Schluss des Feldes

  • Tom Mustroph
  • Lesedauer: 2 Min.
Tom Mustroph, Radsportautor und Doping-Experte, berichtet zum siebten Mal für ND von der Tour de France.
Tom Mustroph, Radsportautor und Doping-Experte, berichtet zum siebten Mal für ND von der Tour de France.

Kurzen Prozess hat Wim Vansevenant gemacht. Nur drei Tage war die Tour de France alt, da war der Profi vom belgischen Team Silence-Lotto bereits auf seiner angestammten Position: dem letzten Platz. Viertletzter ist er bei der Auftaktetappe geworden. Am Ende des zweiten Tagesabschnitts war er schon Vorletzter. Und ab der montäglichen Fahrt vom alten Korsarenhafen St. Malo in die Universitätsstadt Nantes durfte er die rote Laterne sein eigen nennen.

Dies ist ein vertrautes Utensil für den 37-jährigen Belgier. Bereits 2006 und 2007 hatte er die Tour als Gesamtletzter beendet. In diesem Jahr hat er den Hattrick im Auge gefasst. Geld bekommt er dafür nicht. Und sein Teamchef Marc Sergeant ist gar nicht so begeistert über die Eskapaden seines dienstältesten Profis. »Ich glaube nicht, dass er das mit Absicht macht. Wim arbeitet tagsüber viel. Wenn dann noch 20 Kilometer zu fahren sind, lässt er eben die Beine baumeln. Da kommen schnell einige Minuten zusammen«, erklärt er.

Vansevenant selbst ist sich allerdings im Klaren darüber, was er in seinem definitiv letzten Profijahr tut. »Es würde doch niemand Notiz nehmen von einem Fahrer wie mir. Ich bin kein Sprinter, kein Bergfahrer und kein Zeitfahrer. Aber als Letzter bin ich bekannt«, gibt der blonde Bursche verschmitzt lächelnd zu.

Dass er mit dem dreifachen letzten Platz Geschichte schreiben würde, ist ihm auch bewusst. Doch höher als dieses individuelle Ziel stellt er die Arbeit im Dienst der Mannschaft. »Ich bin zuallererst dafür da, den beiden australischen Fahrern Cadel Evans und Robbie McEwen zu helfen«, meint er.

Teamchef Sergeant schätzt diesen unbedingten Dienstleistungswillen: »Wim hat vor Jahren schon erkannt, dass er nicht die großen Siege erringen kann. Aber er hat seinen Platz im Team gefunden. Er ist Helfer bei den großen Rundfahrten. Inzwischen profitieren wir auch von seiner Erfahrung. Er sagt den anderen Fahrern schon einmal, wie sie sich zu verhalten haben.« Das höchste Lob ist wohl diese Versicherung: »Wenn Wim nach der Tour keine Lust mehr hat, Rennen zu fahren, dann kann er das von mir aus machen.«

Vansevenant wird es freuen. Er schätzt es, seinen Tag selbst gestalten zu können. Wenn er künftig ab Ende Juli nicht mehr vormittags zum Einschreiben antanzen muss, hat er das Tor zur großen Freiheit aufgestoßen.

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