nd-aktuell.de / 12.07.2008 / Kultur / Seite 24

Königlich bescheiden

Brigitte Müller, Hobbygärtnerin und Umweltautorin

Es ist eine Pionierpflanze und kann trotzdem von imposanter Erscheinung sein: das Braunwurzgewächs, das in den Steppengebieten und kargen Landschaften Europas und Asiens zu Hause ist. Verbascum thapsus, die kleinblütige und -wüchsige Königskerze schafft es zusammen mit Ampfer, Huflattich, Hirtentäschel, Melde, wilder Möhre, Knöterich und anderen sogenannten Unkräutern, dass karge Böden durch eine Pflanzendecke vor Erosion geschützt werden.

Die große Familie der Königskerzen, etwa 250 Arten, heilt aber nicht nur geschundene Böden, sondern aus ihren Blüten lässt sich ein Tee brühen, der u. a. bei Halsentzündungen gut tut. Außerdem kann man aus allen Teilen der Pflanze ein Farbbad kochen, in dem sich Wolle und andere Textilien gelb, orange oder braun färben lassen. Trockene sonnige Plätze im Garten schmückt Verbascum in verschiedener Art völlig unkompliziert, aber beeindruckend. Aus einer üppigen Blattrosette schiebt zum Beispiel Verbascum speciosum (Foto: B. Müller) ihren bis zu zwei Meter langen Blütenschaft, der sich stark verzweigt und monatelang leuchtendgelb blüht. Besonders vor dunklem Hintergrund ein grandioser Blickfang, zudem umschwärmt von Hummeln und anderen kleinen Flugobjekten. Und wo sie sich wohlfühlt, sorgt die königliche Familie für reichlich Nachwuchs.

An Königskerzen vergreifen sich auch keine Schnecken, erstens ist ihnen die Gegend zu trocken, und zweitens können sie wollige Blätter gar nicht leiden. Und deshalb ist auch Calendula eine perfekte Beleitung für die Königliche. Die Ringelblume mit ihren gelben und orangefarbenen Blüten ist eine anspruchslose Pflanze mit vielen hervorragenden Eigenschaften, sie werden medizinisch und kosmetisch genutzt, aber auch in der Küche lassen sich Blüten und Blätter kreativ verwenden. Ringelblumen kann man gar nicht genug haben. Und sollte sich der Mehltau über sie hermachen, werden sie ebenerdig abgeschnitten und es gibt einen zweiten Blütenflor bis in den Herbst hinein.