nd-aktuell.de / 12.07.2008 / / Seite 20

Oudenaarde

Kriegsgeschichte

Martin Meier

Als im Jahre 1700 der letzte spanische Habsburger Karl II starb, entbrannte ein erbitterter Kampf um das Erbe. Phillip von Anjou, Enkel Ludwig XIV. bestieg den spanischen Thron, sah sich aber sogleich einer Koalition Hollands, Englands und des Reiches gegenüber. An spanisch-französischer Seite stritt Bayern. 1704 gelang den Verbündeten unter John Churchill Duke of Malborough und Prinz Eugen ein glänzender Sieg bei Höchstedt. Eugen focht in Oberitalien und bezwang die Franzosen u. a. 1706 bei Turin, während Malborough den gemeinsamen Feind bei Ramilles bezwang.

1708 traten die Franzosen zum erneuten Feldzug nach Flandern an, nicht zuletzt mit dem Ziel, eine Vereinigung der Heere Eugens und Malboroughs zu unterbinden. 80 000 Mann standen zu diesem Zwecke bereit, deren Führung fatalerweise zwei Köpfen zugewiesen war: dem Herzog von Burgund und dem bekannten Heerführer Vendôme. Als Letztgenannter sich anschickte, die flandrische Stadt Oudenaarde anzugreifen, plante Prinz Eugen deren Entsatz, um die Schlüsselstellung für die weitere Operationsführung offen zu halten. Die Gefahr eines Aufmarsches der Alliierten erkennend, schlug Vendôme einen sofortigen Angriff vor, stieß jedoch beim Herzog von Burgund auf Ablehnung. So gelang den Verbündeten die ungehinderte Forcierung der Schelde und Einnahme der Schlachtordnung. Viel zu spät, entschloss sich der Herzog am 11. Juli 1708 zu handeln und eröffnete den Kampf durch den Versuch, den rechten, von Eugen persönlich geführten Flügel der Verbündeten einzudrücken. Fünf Stunden dauerte die Schlacht, die im erbitterten Nahkampf um Oudenaarde endete. Die französischen Soldaten fochten zäh – und verloren. Nicht weil sie in der Unterzahl gewesen wären, auch nicht aufgrund mangelnder Moral. Ganze Regimenter streckten die Waffen, weil die Befehlsgebung sich permanent widersprach. 8000 Franzosen gingen in Gefangenschaft. Eben so viele blieben tot auf der Walstatt oder traten verkrüppelt den Weg in die Heimat an.

Oudenaarde zerschlug die Hoffnungen Ludwigs XIV., das gesamte Flandern in seinen Besitz zu bringen. Neben die immensen psychologischen Wirkungen des Sieges für die Verbündeten traten ökonomische. Fortan konnten Artois und die Picardie besteuert werden.