nd-aktuell.de / 12.07.2008 / Politik / Seite 6

Flughafen für einen Euro abzugeben?

Rostock-Laage verschlingt Millionen

Velten Schäfer, Schwerin
In Rostock tobt seit Wochen ein erbitterter Streit um den Verkauf öffentlicher Unternehmen zur Haushaltssanierung – nur den Flughafen Laage würden auch die Vertreter des Bürgerbegehrens gerne verkaufen. Der Airport ist hoffnungslos defizitär, und Besserung ist nicht in Sicht.

Sind es ernstliche Verkaufsabsichten oder ist es nur ein verblümter Ruf nach mehr Geld aus Schwerin? Kurz nach seiner neuerlichen Bürgerschafts-Niederlage gegen das Anti-Privatisierungs-Bürgerbegehren ging Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) in die Offensive. Gegenüber den »Nordeutschen Neusten Nachrichten« kündigte er an, die Stadt wolle den defizitären Flughafen Rostock-Laage schnellstmöglich verkaufen – am liebsten an das Land.

Anders als bei kommunalen Wohnungen, dem Südstadtklinikum oder den städtischen Versorgungsbetrieben hat der Rathauschef in diesem Fall keinen Widerstand aus der Bürgerschaft zu erwarten. Schon während der Bürgerschaftssitzungen zum Bürgerbegehren gegen Privatisierungen deutete die SPD-Fraktion an, den Flughafen schnellstmöglich, »auch für einen symbolischen Preis« abgeben zu wollen. Und Bürgerbegehren-Vertreter Steffen Bockhahn unterstreicht, dass der Flughafen von dem zweijährigen Verkaufsmoratorium, das seit dem Beitritt der Bürgerschaft vorbehaltlich eines Rechtsstreits mit dem Innenministerium gilt, »nicht betroffen« wäre. Wie Methling wünscht sich auch der LINKE-Fraktionschef zwar den Weiterbetrieb des Flughafens, würde den aber lieber in den Händen des Landes sehen.

Denn Laage hat seit dem G8-Gipfel zwar ein schickes neues Terminal, das 25 Millionen Euro gekostet hat, wird sich aber kaum je wirtschaftlich betreiben lassen. Dazu wären nach laut Deutsche-Bank-Experten jährlich 500 000 Passagiere nötig, Laage brachte es aber selbst im Heiligendamm-Jahr 2007 nur auf knapp 200 000. Und so dürfte auch dieses Jahr wieder ein Defizit von einer Dreiviertel- bis einer Million Euro auflaufen. Hinzukommen könnte ein Rückzug der Bundeswehr aus der zur Zeit allein von der Truppe bezahlten teuren Flughafen-Feuerwehr. Militär und Zivilbetreiber teilen sich derzeit den Flughafen.

Ob sich aber das Land den Flughafen überschreiben lassen will, darf als fraglich gelten. Schon jetzt subventioniert Schwerin die einzige echte Linienverbindung nach Laage mit jährlich 1,2 Millionen Euro, obwohl im Landes-Luftfahrtkonzept von 2005, das einer Fortschreibung harrt, Direktbeihilfen für Linienflüge nicht vorgesehen sind. Zudem verschlingen auch die anderen vier Flughäfen im Nordosten Millionen an Beihilfen.