nd-aktuell.de / 18.07.2008 / Politik / Seite 12

Deprimierende Aussichten

Deprimierende Aussichten

Die Gewerkschaft Bergbau Chemie Elektro (IG BCE) will die Übernahme von Continental durch die Schaeffler-Gruppe abwehren. Die Möglichkeiten sollen in einer Strategiediskussion mit den Eignern im Aufsichtsrat in der nächsten Woche geprüft werden. Aber ist die Übernahme überhaupt aufzuhalten? Die Finanzaufsicht BaFin hält Schaefflers Geschäfte mit Aktienoptionen für legal. Die Behörde prüft dies zwar noch, doch selbst bei einem Verstoß droht Schaeffler nach BaFin-Auffassung aller Voraussicht nach nur ein Bußgeld von bis zu 200 000 Euro. Auf die Conti-Aktien hätte der Konzern trotzdem weiter Zugriff. Die Übernahme könnte, so BaFin, dann nur noch an Formfehlern beim Übernahmeangebot an Conti scheitern.

IG BCE fürchtet eine Zerschlagung von Conti und damit Stellenabbau. Die Reifensparte würde vermutlich verkauft, um die Übernahme zu schultern, in Produktion und Vertrieb werde es Synergieeffekte geben, prognostiziert ein Branchenexperte. IG BCE-Tarifexperte Werner Bischoff warnt, noch »immer in solchen Fusionen haben die Arbeitnehmer die Zeche bezahlt«.

Auch die Politik hat sich mittlerweile eingeschaltet. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) teilt die Befürchtungen um Arbeitsplatzabbau, sein bayerischer Amtskollege Günter Beckstein (CSU) hält dagegen die Übernahmepläne für »wohlüberlegt und ambitioniert«, wie er laut »Süddeutsche Zeitung« sagt. Bei den IG Metall-Bezirken Bayern und Niedersachsen war man sich zunächst nicht einig, doch auch dort denkt man nun, das Zusammengehen beider Konzerne könne grundsätzlich sinnvoll sein – vorausgesetzt, Schaeffler gehe den Weg zur Unternehmensmitbestimmung.

Im Aufsichtsrat des fränkischen Konzerns sitzt jedoch bislang kein einziger Arbeitnehmervertreter. Schaeffler-Chef Jürgen Geißinger gilt als Gegner von Gewerkschaften und Tarifbindung und drückt Kosten, wo er kann. Auch Conti hat sich in der Vergangenheit eher durch Produktionsverlagerung ins Ausland hervorgetan, wo der Autozulieferer derzeit am stärksten wächst.

In Anbetracht der Lage muss man feststellen: Die Zeichen stimmen nicht eben hoffnungsvoll. IB