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Auf Jagd in Lavelanet

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Tom Mustroph, Radsportautor und Doping-Experte, berichtet zum siebten Mal für ND von der Tour de France.
Tom Mustroph, Radsportautor und Doping-Experte, berichtet zum siebten Mal für ND von der Tour de France.

Zu Beginn der Zermonie beim Start der 12. Etappe schien alles noch in bester Ordnung. Tour-Sprecher Daniel Mangeas stellte dem Publikum am Startort Lavelanet begeistert die »Cobra« Riccardo Ricco vor. Er pries dessen Antritt in den Bergen, der ihn zu zwei Etappensiegen und dem gepunkteten Bergtrikot geführt hatte.

Zur Zeit der Eloge war im Bus der Saunier Duval-Truppe aber schon die Nachricht eingetroffen, dass Ricco mit EPO im Blut erwischt worden war. Die »Cobra« hatte ihren Giftzahn ins eigene Fleisch geschlagen. Um den gelben Teambus hatten sich in der Folge Jagdszenen abgespielt. Dutzende Fernsehteams umringten jeden Eingang der rollenden Unterkunft. Fahrer und Betreuer hatten sich in ihrem Inneren eingeigelt.

Plötzlich war eine Tür aufgegangen und Ricco aus dem Bus in einen Begleitwagen der Mannschaft umgestiegen. Der Wagen war davon gefahren. Polizisten waren hinter ihm hergeeilt. »Haltet ihn auf«, hatten sie gerufen. Doch Ricco hatte da die Startlinie schon überquert.

Wenig später hatten die Teamkollegen ihr Rad beim Start umgedreht und waren zum Bus zurück gekehrt. Teamleiter Pietro Algieri hatte den Ausstieg bekannt gegeben. »Ich bin sehr enttäuscht. Riccardo ist für uns kein Fahrer wie jeder andere. Wir haben das Team um ihn herum aufgebaut, das Image ist mit seinem verknüpft. Für uns macht jetzt alles keinen Sinn mehr«, erklärte er den Tränen nahe. Allerdings muss man Algieri Blauäugigkeit vorwerfen. Ricco war schon als Amateur mit erhöhten Blutwerten aufgefallen. Eine Untersuchung der UCI hatte einen angeblich hohen natürlichen Hämatokritwert konstatiert und eine Überschreitung des Grenzwerts gestattet.

Ricco war 2006 außerdem in eine Antidopingermittlung der neapolitanischen Polizei geraten. Er und der damalige Quick Step-Profi Guido Trenti sollen bei dem in Österreich lebenden Extremradsportler Maurizio Vandelli telefonisch Dopingpräparate bestellt haben. Die Ermittlungen wurden jedoch eingestellt. In den Folgejahren hatte sich der 24-Jährige als einer der besten Bergfahrer etabliert. Sein Stil gleicht dem des legendären Marco Pantani, den Ricco als Vorbild angibt. An Pantani hat er sich nun auch in pharmazeutischer Hinsicht orientiert.

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