nd-aktuell.de / 18.07.2008 / Brandenburg / Seite 20

Beratung zur Pflege oft nicht neutral

Gesundheitsministerin Ziegler strebt unabhängige Stützpunkte an

Wilfried Neiße

Brandenburg will die Möglichkeit nutzen, im Land Pflegestützpunkte einzurichten. Gesundheitsministerin Dagmar Ziegler (SPD) ist mit dem bisherigen Beratungsstandard nicht zufrieden und auch nicht mit dem Stand der Pflege überhaupt.

Beratungsangebote sind heute laut Ziegler »insbesondere in ländlichen Regionen nur schwer erreichbar«. Wenn die Beratung in der Regie von Verbänden stattfindet, die oft genug zugleich Träger von Pflegeheimen sind, dann leidet die Neutralität, meint Ziegler. Die angestrebte Beratung soll den Einzelfall beachten. Doch damit steht man »noch weitgehend am Anfang«.

Aus Sicht Zieglers haben sich in einigen Landkreisen bereits Strukturen entwickelt, die näher am Ideal der neutralen Beratung sind. Sie lobte die regionalen Anlauf- und Beratungscenter in Beeskow, Eisenhüttenstadt, Erkner und Fürstenwalde. »Bei der Errichtung von Pflegestützpunkten kann auf diesen Strukturen aufgebaut werden.«

Nicht nur mit der Beratung, auch mit der Pflegequalität in brandenburgischen Altenheimen überhaupt ist die Gesundheitsministerin nicht zufrieden. Das gehe einher mit »unsachgemäßer Einschränkung der Persönlichkeitsrechte« betreuter Personen. Die Heimaufsicht stelle bei ihren regelmäßigen Kontrollen fest, dass nicht alle Pflegeheime fachgerecht vorgehen. Das sei ein schwerwiegender Eingriff in die Grundrechte der Heimbewohner.

Die Ministerin verteidigte die Tatsache, dass ein Gericht zustimmen muss, wenn ein Gitter am Bett angebracht werden soll. Sonst bestehe die Gefahr, dass Gitter angebracht werden, nur um dem Personal die Arbeit zu erleichtern. Seit 2005 werden alle Pflegeheime im Bundesland jährlich durch die Heimaufsicht überprüft. »Mit dieser Quote von 100 Prozent stehen wir sehr gut da«, betont die Ministerin.

Im Jahr 2020 wird zirka ein Viertel der brandenburgischen Bevölkerung 65 Jahre und älter sein. Besonders sprunghaft steigt der Anteil hoch betagter und häufig pflegebedürftiger Menschen.