Zwei große Stimmen

»Nylon« und »Misia« spielen im Monbijoupark

  • Hansdieter Grünfeld
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit »Nylon« kommt heute Abend ein Quartett ins Amphitheater im Monbijoupark, das dem Veranstalterversprechen, »unplugged« – also unverstärkt – aufzutreten, niemals gerecht werden kann. Denn abgesehen von Paul Kleber am E-Bass, spielen sowohl Hagen Demmin wie Arnold Kasar gekonnt Keyboards, also elektrische Tasteninstrumente. Als i-Tüpfelchen über deren leicht unterkühlten Klängen schwebt jedoch die unverwechselbare Stimme von Lisa Bassenge.

Die Interpretation deutscher Texte gelingt der bekannten Jazzsängerin deshalb so mitreißend – besonders bei den Kompositionen »In den Kasernen« und »Der Mond hat frei« – weil in ihrer Stimme unbestreitbar etwas von der melancholischen Intonation Billie Holidays steckt. Der Besuch des Nylon-Konzertes ist also unbedingt zu empfehlen, genau wie die dazugehörige CD »10 Lieder über Liebe«.

»Misia« (Foto: Promo) nennt sich die ungekrönte Königin des Fado, die sich erfreulicherweise für die Monbijoukonzerte angesagt hat. Fado oder Fadinho leitet sich von dem portugiesischen Wort Fadu (Schicksal) her. Die Entstehung des Fado, auch »die Musik der Traurigen« genannt, wird auf den Anfang des 19. Jahrhunderts datiert und kann entweder afrobrasilianischen oder afrikanischen Ursprungs sein.

Die zweiteiligen meist gradtaktigen Weisen, die wie der Tango in den Vorstädten entstanden sind, galten einst als proletarische Lieder, deren Texte je nach Stimmungslage des Vortragenden improvisiert wurden. Bevorzugte Begleitinstrumente, heute zu gleichberechtigten Partnern im musikalischen Ablauf geworden, waren das Bandoneon (Handharmonika) und das Akkordeon.

Schon vor den großen Stimmen einer Amalia Rodrigues oder Misia gerann der Fado zum lebendigen Kunstlied. Nur die besten Latinodichter kreieren die Texte, die von Freude, Leidenschaft, Enttäuschung, Trauer und Verlust künden, wobei stillschweigend vorausgesetzt wird, dass die Interpreten das Gesungene auf der Bühne auch entsprechend zu leben verstehen.

Nylon (18.7.), Misia (19.7.), jeweils ab 19.30 Uhr, Amphitheater Monbijoupark, Mitte

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