Kinder an der Macht

Im FEZ in der Wuhlheide bestimmen bis Ende August die Jüngsten in ihrer eigenen Stadt

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Eigene Chefs: Für eine Woche halten Sabrin und Kevin die (Schlüssel-)Macht im FEZ in ihrer Hand.
Eigene Chefs: Für eine Woche halten Sabrin und Kevin die (Schlüssel-)Macht im FEZ in ihrer Hand.

Mädchen und Jungen übernehmen sechs Wochen lang die Macht: In FEZitty – der Hauptstadt der Kinder. Seit gestern stehen die Stadttore im Freizeit- und Erholungszentrum Wuhlheide (FEZ) weit geöffnet. Das beliebte Ferienspiel hat begonnen.

Größer als ein echtes Ortschild prangt ein knallgelber Aufsteller am Eingang der Kinderstadt. Wer drin ist und ein richtiger Bürger werden möchte, muss zuerst zum Einwohnermeldeamt. Dort gibt es die Stadtausweise und einen Tagesstempel.

Wie im wahren Leben hieß es gestern erst einmal anstehen und abwarten. Zeit also, um sich Gedanken über einen Job zu machen, den man in FEZitty ausüben möchte. Schließlich stehen mehr als 150 Berufe zur Auswahl: Kapitän auf einer Scandlines-Fähre, Tierpfleger, Fitnesstrainer, Redakteur oder Spielzeughersteller beispielsweise. Zum Ausprobieren ist also reichlich Gelegenheit. »Wir sind den Stadtbürgern bei der Suche gern behilflich«, sagt Bärbel Tinius von der FEZitty-Arbeitsagentur. An sechs Schaltern mit fröhlich orangefarbenen Wänden werden Jobs vergeben.

Erfahrungsgemäß seien die in der Sparkasse, im Zoo, im Zirkus und auf der Fähre am schnellsten weg. So war das jedenfalls während der vergangenen fünf Stadtspiele. »Bis zu 1000 Mädchen und Jungen finden täglich Arbeit in der Kinderstadt«, sagt FEZ-Sprecherin Marion Gusella. Es ist auch möglich, ein eigenes Unternehmen zu gründen oder im Stadtparlament tätig zu sein.

Sabrin Hajaj und Kevin Schneider hatten bereits vor der offiziellen Eröffnung ihren Arbeitsplatz sicher. Beide bewarben sich um den Bürgermeisterposten: Sie mussten Wahlreden ausarbeiten und vor Schülern halten. Mehrheitlich wurden die 9- und der 13-Jährige für die Leitung von FEZitty vorgeschlagen. Im Rathaus in der Altstadt bezogen sie gestern ihre Büros. »Es macht Spaß, mitzuwirken«, erklärt Kevin. Er will auf jeden Fall die Einhaltung von Gesetzen kontrollieren und verspricht, während seiner Amtszeit keine Steuern zu erhöhen. Eine Woche lang wird er mit Sabrin die Stadt der Kinder regieren, für Gerechtigkeit, Chancengleichheit, Beteiligung und Respekt sorgen.

Erstmals wird FEZitty gleich von zwei Chefs geleitet – nicht die einzige Neuerung. Stadtbürger dürfen jetzt auch Grund und Boden erwerben und selber Häuser bauen. »Was sie mit den Holzbauten machen, bleibt ihrer Fantasie überlassen«, sagt Projektleiterin Marliese Sondermann. Und sie betont, ohne die Sponsoren wäre das Ferienspiel nicht möglich. Neben Vattenfall und der Berliner Stadtreinigung engagiert sich auch wieder die Sparkasse. In einer Auflage von 48 000 Scheinen entwarf das Unternehmen unter anderem die

FEZitty-Währung »Wuhli«. Sechs verschieden farbige Scheine mit Motiven aus dem Freizeitzentrum Wuhlheide wurden eigens für das Spiel 2008 gedruckt.

Die zehnjährige Anika wird als Sparkassen-Chefin die Konten verwalten. Doch es soll nicht nur um Arbeit gehen: Nach Feierabend können die Kinder ihre verdienten Wuhlis beim Boot- und Autofahren, im Erlebnispark oder im Gartenrestaurant ausgeben. Zudem gibt es täglich eine Show, für die sich Schauspieler und Tänzer vorbereiten. Weiterbildung und Studieren ist in der eigenen Universität möglich.

FEZitty findet bis zum 31. 8. im FEZ, An der Wuhlheide 197, 12459 Berlin, statt: di. bis so. von 11 bis 18 Uhr, sa. von 13 bis 18 Uhr. Ein Stadtausweis kostet 2 Euro, der Betrag für jeden weiteren Tagen je 1 Euro. Infos: www.fez-berlin.de oder Tel.: 53 07 10.

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