Anpfiff zu neuen Wundern

In der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga rollt wieder der Ball

Gestern hatte der neue Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann im Eröffnungsspiel der 1. Bundesliga gegen den Hamburger SV die komplette Aufmerksamkeit für sein Debüt an der Linie auf seiner Seite. Die volle Packung Erstligafußball der Saison 2008 / 2009 gibt es heute mit sechs weiteren Partien und morgen mit den zwei üblichen Sonntagsspielen. Auch hier stehen einige Trainer mehr im Fokus als ihr kickendes Personal.

Der Rekordmeister aus München will mit seinem neuen Coach den Anschluss an die europäische Spitze schaffen. Beim FC Schalke 04 und dem Hamburger SV sollen zwei Niederländer den Abstand zum FC Bayern verkürzen. Martin Jol soll die Norddeutschen ebenso in die Champions League führen, wie Fred Rutten die Königsblauen aus Gelsenkirchen. Mit unveränderter sportlicher Führung will Vizemeister Werder Bremen erneut den Sprung in die Königsklasse schaffen und den Bayern so lange wie möglich Paroli bieten.

Hinter diesen vier Vereinen bildet sich ein breites Mittelfeld mit Ambitionen auf die zwei Uefa-Cup-Startplätze. Bayer Leverkusen versucht dies mit Bruno Labbadia – der Werksklub ist die erste Trainerstation des 42-Jährigen in der höchsten Spielklasse. Auch Borussia Dortmund will endlich wieder an erfolgreiche Zeiten anknüpfen. Dazu hat der BVB Jürgen Klopp geholt. Es wird interessant, wie sich der emotionsgeladene Fußballlehrer außerhalb von Mainz zurechtfinden wird. Der Hauptstadtklub Hertha BSC peilt in der zweiten Saison unter dem Schweizer Chefcoach Lucien Favre Platz sechs an. In ähnliche Regionen wollen auch der VfB Stuttgart und der VfL Wolfsburg vorstoßen, wobei den Niedersachsen mit ihrem Trainer Felix Magath durchaus mehr zuzutrauen ist. Denn mit knapp 28 Millionen Euro hat der »VW-Klub« das meiste Geld in neue Spieler investiert.

Auch der Aufsteiger 1899 Hoffenheim hat wieder über 10 Millionen ausgegeben. Der Klub von Mäzen Dietmar Hopp ist das wohl spannendste Projekt im deutschen Fußball seit langem. Das Ziel der oft als »Dorfkicker« verspotteten Fußballer aus Baden-Württemberg ist der Klassenerhalt, andere sehen in ihnen schon die große Konkurrenz zum FC Bayern. Heute treffen die Spieler von Trainer Ralf Rangnick im Stadion der Freundschaft auf Energie Cottbus – zwei verschiedene Welten in einer Liga.

Auch in Cottbus steht der Coach hoch im Kurs. Der Slowene Bojan Prasnikar soll nach dem Nichtabstieg das nächste »Lausitzer Wunder« vollbringen und erneut den Klassenerhalt sichern. Kein leichtes Unterfangen mit dem viertkleinsten Etat, denn die Konkurrenz ist stärker als im letzten Jahr. Neben Liganeuling Hoffenheim sind auch der 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach aus Liga zwei hochgekommen und wollen nicht gleich wieder den Fahrstuhl nach unten besteigen. Gerade die Kölner mit dem dritthöchsten Etat und Coach Christoph Daum möchten sich auf jeden Fall in der Liga etablieren. Hoffnung macht den Cottbusern die neue Abstiegsregelung. Nur noch der Letzte und Vorletzte steigen direkt ab, der Drittletzte spielt in zwei Relegationspartien gegen den Dritten der 2. Bundesliga um den Ligaverbleib.

Auch die 2. Bundesliga ist mit drei Freitagsspielen in die neue Saison gestartet. Mittendrin der FC Hansa Rostock mit Trainer Frank Pagelsdorf, der die Spielklasse als »stärkste zweite Liga der Welt« bezeichnet. Dennoch peilen die Hanseaten den direkten Wiederaufstieg an. Dafür haben sie an der Ostseeküste auch viel getan: knapp 500 000 Euro gaben die Rostocker mehr für Verstärkungen aus als im letzten Jahr in der ersten Liga. Den Großteil der 1,2 Millionen Euro schluckte der Transfer des dänischen Nationalspielers Martin Retov. Rostocks Millionenmann soll der Mannschaft aus dem Mittelfeld heraus Stabilität verleihen.

Großer Favorit auf den erstmals vergebenen Meisterpokal der 2. Liga ist Mitabsteiger 1. FC Nürnberg. Die Franken haben den größten Etat und investierten mit 2,3 Millionen Euro die höchste Summe in neue Spieler. Aber auch der dritte Erstligaabsteiger MSV Duisburg hat »zumindest den Anspruch aufzusteigen«, formuliert es Coach Rudi Bommer vorsichtig. Weitere prominente Namen sorgen für Spannung im Aufstiegsrennen: SC Freiburg, FSV Mainz 05 und Alemannia Aachen. Auch Traditionsklubs wie 1860 München oder der 1. FC Kaiserslautern wollen sich wieder nach oben orientieren.

Wie beim Aufstieg gibt es auch im Abstiegskampf eine neue Regelung: Der Drittletzte tritt in zwei Relegationsspielen gegen den Dritten der 3. Liga an und hält im Falle des Sieges die Klasse.

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