Lohnarbeit vom hohen Ross holen

Die Kampagne »unvermittelt« geht mit ihrer Kunst an die Öffentlichkeit

»Gebt der Arbeit eine Chance«, fordern Demonstranten zum Kampagnenstart.
»Gebt der Arbeit eine Chance«, fordern Demonstranten zum Kampagnenstart.

Das Problem sei überall das gleiche, meint Arbeitssenatorin Heidi Knake-Werner (LINKE): »Die einen schuften bis zum Umfallen. Die anderen haben keinen Zutritt. Und wir in dieser Gesellschaft sind offenbar nicht in der Lage, das anders zu organisieren.« Nur für wenige sei Arbeit auch Selbstverwirklichung, für viele dagegen ein Joch, heißt es in ihrem verlesenen Grußwort für die Auftaktveranstaltung der Kampagne »unvermittelt«.

Dass Arbeit entfremdete Züge trägt, da seien sich alle Beteiligten einig, meint Uli Ertl, Sprecherin der Kampagne, die aus einer Arbeitsgemeinschaft der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) hervorgeht. Künstler wie Theoretiker sind ebenso darunter wie Aktivisten und Initiativen. Sie alle gehen der Frage nach, was Arbeit eigentlich ist. Eindeutige Antworten gebe es darauf nicht, meint Ertl – aber durchaus unterschiedliche Interpretationen von Arbeit, die in vielfältigen Veranstaltungen im Spektrum zwischen Politik und Kunst vorgestellt werden.

Daran beteiligt ist auch »Workstation«, ein Verein, der sich als Ideenwerkstatt versteht und bereits seit zehn Jahren das Thema Arbeit im Spannungsfeld zwischen Lebensgestaltung und Existenzsicherung betrachtet. Wichtig ist Frauke Hehl von »Workstation« die Anerkennung von Arbeit unabhängig vom Lohnerwerb. »Letztlich ist alles Arbeit«, findet sie. Hehl ist Gärtnerin und hat sich für diverse Bürgergärten in der Stadt eingesetzt, die von Hobbygärtnern in Eigenregie betrieben werden. Für Ertl dagegen bleibt der Begriff Arbeit mit der Erwerbstätigkeit verbunden. »Innerhalb der Kampagne gibt es denkbar unterschiedliche Auffassungen«, erzählt sie. Die einen seien Utopisten, andere stritten für ein Grundeinkommen für alle und wieder andere forderten »keine Arbeit ohne Geld« – die seien in der Realpolitik angekommen.

Der Auftakt der Kampagne hat in einem Durchgang zum Hof, neben der Galerie der NGBK, stattgefunden. Geredet wurde durchs Megaphon. Das sei zwar kein Medium für den intellektuellen Diskurs, findet Katja von der Bey vom Präsidium der NGBK. Aber die Kunst werde helfen, dem komplexen Diskurs um die Arbeit auf die Spur zu kommen. Da ist sie sich sicher.

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