nd-aktuell.de / 29.08.2008 / Politik / Seite 6

Der Inländer

Ravindra Gujjula / Der SPD-Politiker kam vor 25 Jahren in die DDR

Andreas Fritsche

Der brandenburgische SPD-Politiker Ravindra Gujjula gilt als Ausländer. Das bezieht sich allerdings nicht auf seine Wahlheimat, die Stadt Altlandsberg, sondern auf seine ursprünglichen Heimat Indien. Regelmäßig fährt Gujjula dorthin. Es gefällt ihm da, aber zu Hause fühlt er sich in Indien nicht mehr. Er werde dort wie ein Ausländer behandelt, sagt der Landtagsabgeordnete. Vor 25 Jahren kam Gujjula zum Medizinstudium in die DDR. Seitdem lebt er in Ostdeutschland. Zur Feier dieses Jubiläums war gestern Abend ins Gutshaus Altlandsberg geladen.

Als Gujjula – seinerzeit noch als Parteiloser – im Dezember 1993 zum Bürgermeister von Altlandsberg gewählt wurde, berichteten Zeitungen und Rundfunkstationen im In- und Ausland darüber. Es hieß, er sei der erste dunkelhäutige Rathauschef in der Geschichte der Bundesrepublik. Ehrenamtlicher Bürgermeister ist Gujjula noch heute, doch infolge einer Gemeindegebietsreform darf er sich nur noch Ortsbürgermeister nennen. Ungeachtet dessen er in Altlandsberg unglaublich populär. Er kam 1982 nach dem Abschluss seines Studiums in die Stadt.

Das politische Engagement wurde dem 1954 Geborenen quasi in die Wiege gelegt. Der Vater führte die indische Landarbeitervereinigung und saß zeitweise im Parlament. Die Mutter wirkte als Generalsekretärin des Frauenverbandes. Schon früh machte Ravindra Gujjula bei linken Jugendverbänden mit, organisierte Veranstaltungen gegen den Schwarzmarktverkauf von knapper Babynahrung und gegen den Vietnamkrieg.

Gujjula ist Vorsitzender des Vereins »Brandenburg gegen Rechts«. Er tritt dafür ein, dass auch Ausländer, die nicht aus EU-Staaten stammen, in der BRD wählen dürfen. In den Landtag gelangte der Familienvater 2007 als Nachrücker. Seine Arztpraxis gab der Internist deswegen nicht auf. Er will das Ergebnis der Landtagswahl im Herbst 2009 abwarten, mindestens bis dahin weiter Patienten behandeln. Es ist zu hören, Gujjula könne gut mit der Linkspartei. Im Kreis Märkisch-Oderland ist das nichts Außergewöhnliches. Dort regiert seit geraumer Zeit ein rot-rotes Bündnis. Gujjulas Wahlkreismitarbeiter war sogar Mitglied bei den Sozialisten und trat erst in der Zeit aus, als er bei ihm anheuerte.