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Der Elektronikschrott von morgen

Auf der IFA geht es um Neuheiten im Bereich kabelloser, hochauflösender und »grüner« Technik

  • Lorenz Matzat
  • Lesedauer: 3 Min.
Wer sich schon in den Hallen herkömmlicher Elektronikmärkte verläuft, sollte auf einen Besuch der IFA verzichten. Dieses Jahr hat die Internationale Funkausstellug neben Unterhaltungselektronik auch noch die »weiße Ware« – Haushaltsgeräte – ins Programm genommen. Die ohnehin schon riesige Messe ist noch einmal gewachsen.

Es funkt wieder: Auf der 48. Internationalen Funkausstellung wird der durch kabellose Technik vernetzte Haushalt präsentiert. In Sachen Information und Unterhaltung soll nach Vorstellung der Hersteller ein »Media-Server« die dominierende Rolle übernehmen. Der Computer empfängt per Antenne oder Satellitenschüssel Fernseh- und Radiosendungen, er hält Videos und Musik auf der Festplatte vor oder lädt diese bei Bedarf ad hoc aus dem Netz herunter. Bei Abruf werden die Medieninhalte auf verschiedene Geräte im Haushalt über ein kabelloses Netzwerk per Datenstrom – »Stream« – verteilt: Sei es der Fernseher im Wohnzimmer, das Radio in der Küche oder der Laptop am Schreibtisch. Es kann aber eben auch der Herd in der Küche gemeint sein. Neben der ganzen Haushaltsgeräte-Palette von Waschmaschine, Mikrowelle und Kühlschrank sind auf der IFA auch Kochgeräte zu sehen, in deren Front ein Bildschirm eingebaut ist – über den kann neben Kochrezepten auch auf Radio- und Fernsehsendungen zugegriffen werden.

Neben den Geräten der Unterhaltungselektronik, der »braunen Ware« – früher waren die Gehäuse von Radios aus Holz –, wird auf der IFA erstmals auch »weiße Ware«, also Haushaltsgeräte, ausgestellt. Doch noch eine dritte Farbe ist angesagt, denn die beiden Branchen geben sich zeitgemäß einen »grünen« Anstrich. Umweltfreundlich sollen die ausgestellten Produkte sein, wie es heißt.

Doch in den Werbeslogans wird unterschlagen, dass es mehrere Jahre dauert, bis sich durch sparsamere Technik der Energie- und Umweltverbrauch, der bei der Herstellung eines neuen Geräts anfällt, amortisiert. Dank immer günstigerer Angebote hält der Verkaufsboom an, weshalb in Europa derzeit jährlich fünf Prozent mehr Elektronikschrott anfallen – weltweit sind es 20 bis 50 Millionen Tonnen, schätzt Greenpeace. Auf der IFA ist der Elektroschrott von morgen zu sehen.

Neu an den ausgestellten Mobiltelefonen sind weitere Funktionen wie Satellitennavigation per GPS. Dagegen machen sich Fotokameras eher rar; die Hersteller konzentrieren sich auf die baldige Photokina-Messe in Köln. Auch CD-Spieler sind Mangelware, die finden sich mehr und mehr auf besagten Müllbergen. Die mittlerweile schon betagte CD – 1981 war sie auf der IFA vorgestellt worden – geht ihrem Ende entgegen: MP3-Spieler, Speicherkarten und Festplatten lösen sie ab. Selbst die DVD, die das Siebenfache an Daten fasst, hat ihren Zenit überschritten. Sie löste seinerzeit die Videokassette als Standard-Datenträger ab, doch Anfang dieses Jahres fiel bereits die Entscheidung über ihre Nachfolge: Das »Blu Ray System« setzte sich gegen den Konkurrenten HD-DVD durch. Mit ihrer mehr als fünffachen Speicherkapazität gegenüber der DVD bietet diese Scheibe genug Platz für hochauflösende Bilder. Viele Kunden hatten das Ende dieses »Formatkrieges« in Sachen hohe Auflösung – »High Definition«, HD – abgewartet. Statt der 768 mal 576 Bildpunkte des derzeitigen Fernsehens werden nun 1920 mal 1080 Punkte geboten. So finden sich von allen großen und vielen kleinen Herstellern auf der IFA in mannigfaltiger Ausführung hochauflösende Videokameras, Blu-Ray-Spieler, digitale Projektoren – Beamer – und unzählige Flachbildschirmvarianten. Von denen erinnern einige wegen ihres Durchmessers eher an Tischtennisplatten.


Zahlen & Fakten

Heute öffnet die 48. Internationale Funkausstellung (IFA) ihre Tore für Besucher. Bis zum 3. September präsentieren 1245 Aussteller aus 63 Ländern ihre Produkte. Die Unterhaltungselektronikbranche hofft, das Order-Volumen von 2,75 Milliarden aus dem vergangenen Jahr zu übertreffen. Die Messe findet auf dem Messegelände Berlin statt und hat täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet 14 Euro (erm.: 10 Euro, Schüler: 5,50 Euro, ab 14 Uhr: 8 Euro) oder im Vorverkauf 10 Euro. Familien zahlen 29 Euro. Anfahrt am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Weitere Infos unter: www.ifa-berlin.de

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