»Natürlich, wir haben im Rahmen des Völkerrechts gehandelt«

DOKUMENTIERT: Das umstrittene ARD-Interview mit dem russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin

Das Interview, das der Moskauer ARD-Korrespondent Thomas Roth am 29. August in Sotschi mit dem russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin führte, hat hohe Wellen geschlagen. Sowohl wegen seines Inhalts als auch – und vor allem – wegen der Umstände und der Art seiner Veröffentlichung. Nachdem die ARD zunächst nur eine 10-Minuten-Fassung ausgestrahlt hatte, protestierten etliche Zuschauer und beklagten Zensur. Die ARD und Thomas Roth selbst sahen sich unter Rechtfertigungsdruck (ND berichtete in seiner Donnerstag-Ausgabe). Inzwischen sendete der WDR am Dienstagfrüh um 6.20 Uhr eine Langfassung, und auf der Internetseite www.tagesschau.de/ausland/putininterview100.html erschien eine schriftliche Version. Zuvor schon kursierten im Internet andere Übersetzungen. Auf Wunsch vieler Leser veröffentlicht ND hier den vollständigen Text, der auf dem Abgleich der ARD-Übersetzung mit der russischsprachigen Fassung beruht, die auf der Regierungswebsite www.government.ru/content/governmentactivity/ Mainnews/archive/2008/08/29/2344019.htm nachzulesen ist. Kursiv sind jene Stellen gesetzt, die in der ursprünglichen ARD-Fassung fehlten.

Thomas Roth: Herr Ministerpräsident, nach der Eskalation in Georgien sieht das Bild in der internationalen Öffentlichkeit – in der Politik, aber auch der Presse – so aus: Russland gegen den Rest der Welt. Warum haben Sie Ihr Land mit Gewalt in diese Isolation getrieben?

Wladimir Putin: Was meinen Sie, wer hat den Krieg begonnen?

Der letzte Auslöser war der georgische Angriff auf Zchinwali.

Ich danke Ihnen für diese Antwort. Das stimmt, so war es in der Tat. Wir werden noch näher darauf eingehen. Ich will nur bemerken, dass nicht wir diese Situation ausgelöst haben.

Jetzt zum Ansehen Russlands. Ich bin davon überzeugt, dass das Ansehen eines beliebigen Landes, das imstande ist, Leben und Würde seiner Bürger zu schützen, eines Landes, das imstande ist, eine unabhängige Außenpolitik zu betreiben, in mittel- und langfristiger Perspektive in der Welt nur wachsen wird.

Und umgekehrt: Das Ansehen der Länder, die es sich zur Regel ...


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