Abgefedertes Massenschicksal

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Das lange Ringen um die Fortführung der Altersteilzeit bei der IG Metall hat nun doch noch ein positives Ende gefunden. Ursprünglich wollte die Gewerkschaft Altersteilzeit für fünf Prozent der Kollegen in einem Betrieb. Die Arbeitgeber jedoch schalteten auf stur. Nachdem man kurzzeitig schon an eben jener Kompromisslösung stand, wie sie nun erzielt wurde, gingen sie auf für die Gewerkschaft unakzeptable zwei Prozent herunter. Fazit nun: Die Einigung hätte man auch schneller haben können. Mit den vier Prozent ist die durchsetzungsfähige IG Metall nicht gar so weit von dem, was sie zu erreichen suchte. Zurecht feiert sie daher das Ergebnis, das wahrscheinlich auch von anderen Tarifbezirken übernommen werden wird, als Erfolg.

Dabei handelt es sich nicht um irgendeinen Erfolg. Das Auslaufen der staatlich geförderten Altersteilzeit zum Ende 2009 hat für die Metallbranche, in der die Beschäftigten zum Teil sehr harte körperliche Arbeit ausführen, verheerende Folgen. Viele Beschäftigte, die in fortgeschrittenem Alter die Strapazen des Arbeitslebens nicht mehr voll auf sich nehmen können, hätten ohne eine Neuregelung zwangsweise früher aus dem Beruf scheiden – und damit Abschläge bei der Rente hinnehmen – müssen. Angesichts der Heraufsetzung des Rentenalters auf 67 Jahre dürfte sich dieses Problem in Zukunft noch ausweiten. Die IG Metall konnte mit der Regelung zumindest abfedern, dass Altersarmut künftig das Schicksal der Beschäftigten im Metall- und Elektrobereich wird.

Was bleibt, ist die generelle Kritik an den Rentenreformen der Bundesregierung, die diesen erbitterten Kampf erst nötig gemacht haben. Gewerkschaften in Schlüsselbranchen können, so zeigt das Metall-Ergebnis, zumindest ein Stückchen Gerechtigkeit für ihre Kollegen zurückerkämpfen. Als Lösung taugt dies jedoch nicht. Wie wird es bei der IG Metall deshalb so schön gefordert? »Altersteilzeit statt Rente mit 67«. Ina Beyer

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