Blick zurück nach vorn

Niels Seibert rückt »Vergessene Proteste« der Linken ins Licht

  • Tom Strohschneider
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Immer wieder ist in den vergangenen Jahren die Geschichtslosigkeit der radikalen Linken beklagt worden. Mit einem Band über »Vergessene Proteste« der internationalistischen und antirassistischen Szene hat jetzt Niels Seibert eine der Lücken linker Bewegungsgeschichte geschlossen.

An die Frankfurter Paulskirche war an jenem 22. September 1968 kein Herankommen. 800 Polizisten hatten den Vorplatz besetzt, die Gegend war weiträumig abgesperrt. An einen ruhigen Verlauf der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels war nicht zu denken. Etwa 2000 Demonstranten waren zum Römerberg gekommen, um gegen die Ehrung von Léopold Senghor zu protestieren. Der senegalesische Dichter und Staatschef galt der Studentenbewegung als »philosophierende Charaktermaske des französischen Imperialismus, der mit Goethe im Kopf und dem Maschinengewehr in der Hand die ausgebeuteten Massen seines Volkes unterdrückt«. Als die Demonstranten die Absperrgitter überwinden wollten, schlug die Polizei zu. Sieben Stunden dauerten die Auseinandersetzungen, etliche Kritiker wurden verletzt oder verhaftet. Sogar die gerade stattfindende Buchmesse riegelten die brutal auftretenden Beamten ab.

In einem beachtenswerten Band hat jetzt Niel...


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