Zu viele Krebsgene

Forscher kartieren »Baupläne« tödlicher Tumoren

  • Lesedauer: 2 Min.

Washington (dpa/ND). US-Wissenschaftler haben umfangreiche Genkarten von zwei der tödlichsten Krebsarten erstellt. Demnach spielen bei Tumoren der Bauchspeicheldrüse und bei einem häufigen und besonders aggressiven Hirntumor, dem Glioblastom, Hunderte von Veränderungen an den Erbanlagen eine Rolle. Die Arbeit könne dabei helfen, eines Tages die Diagnose und die Therapie dieser schweren Erkrankungen zu verbessern, schreiben die Forscher unter Leitung von Williams Parsons vom Howard Hughes Medical Institute in Baltimore im Wissenschaftsjournal »Science«. Jedoch seien bis dahin noch weitere, große Studien notwendig, betonen die Experten.

Die bösartigen Geschwülste der Bauchspeicheldrüse – die Pankreastumoren – kommen zwar eher selten vor, sind aber für viele Krebstodesfälle verantwortlich. Denn nur ein geringer Teil der betroffenen Patienten kann zum Zeitpunkt der Diagnose noch operiert werden, und die wenigsten von ihnen überleben die nächsten fünf Jahre. Rauchen oder übermäßiger Alkoholgenuss können das Erkrankungsrisiko erhöhen.

Auch das Glioblastom, das meist im Großhirn entsteht, hat eine sehr schlechte Prognose. Dieser oft vorkommende Tumor wächst extrem schnell und ist schwer zu behandeln.

Die Wissenschaftler sequenzierten in zwei Studien (online, DOI: 10.1126/science.1164382 sowie 10.1126/science.1164368) mehr als 20 000 Gene in den Zellen von 24 Patienten mit Pankreaskrebs und 22 Menschen, die an einem Glioblastom leiden. Neben Hunderten von Genmutationen, die bei diesen Krebsarten eine Rolle spielen, fanden sie auch Tumorzellen mit zu vielen oder zu wenigen Genkopien. Im Durchschnitt entdeckten die Experten pro Patient mit einem Pankreastumor 63 genetische Veränderungen und 60 bei dem Hirntumor. Allerdings kommen einzelne Defekte auch besonders häufig vor. So ist bei zwölf Prozent der Glioblastom-Fälle ein Gen namens IDH1 verändert, besonders häufig bei jungen Patienten.

Jeder individuelle Tumor hat nach Angaben der Wissenschaftler seine eigene Mixtur von Genveränderungen. »Wenn Sie 100 Patienten haben, dann haben Sie auch 100 verschiedene Krankheiten«, sagte Mitautor Bert Vogelstein vom Johns Hopkins Kimmel Cancer Center in Baltimore. Dies spreche für Therapien, die auf den einzelnen Patienten zugeschnitten seien. »Die Landschaft der bösartigen Tumoren ist noch komplexer als angenommen«, erläuterte Kenneth Kinzler vom Johns Hopkins Kimmel Cancer Center.

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