PLATTENBAU

  • Erik Brandt-Höge
  • Lesedauer: 2 Min.

MIA. sind tanzbar. Das war schon vor sechs Jahren so, als ihr erstes Album »Hieb- und Stichfest« mit Neue Deutsche Welle-naher Diskomusik erschien. Und es änderte sich nicht mit den folgenden Platten »Stille Post« (2004) und »Zirkus« (2007). Als sich Sängerin Mieze mit ihren Jungs Andy (Gitarre), Ingo (Gitarre, Horn, Keyboard), Robert (Bass) und Gunnar (Schlagzeug) nun ans Aufnehmen von neuen Songs machte, wollten alle wie immer nur das Eine: sich zu elektronischen Beats und obersüßen Texten über Herzensangelegenheiten und deren Tücken bewegen. Im Studio haben sie deshalb einen großen Zettel aufgehängt: »LASST UNS TANZEN«.

MIA.s Vierte, mit dem einladenden Namen »Willkommen im Club«, ist am Ende herausgekommen, eine Wohlfühl-Platte im Text und mit Duracell-Häschen-Ausdauer in der Musik. Eins der Highlights hierauf ist »Mein Freund«, eine großartige Hommage an die liebsten Menschen im Leben, ohne die man nicht kann, und ohne die man auch nie können wird – die besten Freunde. Das Thema ist hier verpackt in luftige Klavierharmonien und Streicherparts im Walzertakt, am Ende erzählt Mieze noch eine kleine Geschichte, leicht übertrieben, allerdings auf große Gefühle zielend. Fürs Video hat sich die drahtige Frontfrau in einen rot glitzernden Lackmantel geschwungen und spaziert durch eine Fantasiewelt aus riesigen silbernen Sternen, Kugeln und Raketen.

Zwar gibt es jetzt, anders als noch auf »Zirkus«, kein wirkliches und alles bestimmendes Konzept mehr. Doch auf ihr jahrelang aufgebautes spürbares, sichtbares und natürlich hörbares Luftschloss wollten MIA. auf keinen Fall verzichten. Die Stücke sollten einmal mehr viel Platz für Traumtänzer und solche, die es noch werden wollen, schaffen. »Diese MIA.-Handschrift, die ist für uns selbst auch ein Rätsel«, sagt Mieze. »Vor jeder Platte fragen wir uns: Was kommt am Ende dabei raus, und wonach wird es dann klingen?«

»Willkommen im Club« jedenfalls klingt im Ganzen nicht weiter überraschend. Da ist das gut gelaunte »Du« mit schönen Melodien, der kleine Club-Song »100 Prozent«, »Mausen« mit pochendem Basslauf und mit »Verfolger« sogar ein Instrumentalstück wie ein Soundtrack für den Sonntagsfernsehkrimi. Alles rund und glatt produziert.

MIA.s niedlicher Electro-Pop bleibt massentauglich. Und mit ihren manchmal sehr gewollt emotionalen Geschichten von Liebe spinnen sie ihre Traumtänzerwelt ganz locker weiter.

MIA.: Willkommen im Club (Co-lumbia/Sony BMG)

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