Nur nicht in den Osten

Aufsteiger USV Jena startet zum Auftakt der Fußball-Bundesliga der Frauen gegen den HSV

Spielt aus »Spaß an der Freude«: Ivonne Hartmann.
Spielt aus »Spaß an der Freude«: Ivonne Hartmann.

Heute startet die Frauen-Bundesliga mit dem Eröffnungsspiel des Titelverteidigers 1. FFC Frankfurt in Bad Neuenahr. Am Sonntag ziehen die restlichen zehn Teams nach – darunter die Aufsteigerinnen vom FF USV Jena. Während neben Frankfurt auch die Spielerinnen vom FCR Duisburg, VfL Wolfsburg, FC Bayern und Turbine Potsdam um den Titel kämpfen wollen, hat DFB-Präsident Theo Zwanziger ehrgeizigere Pläne. Er hofft der Attraktivität wegen auf eine ausgeglichene Liga: »Der Letzte muss den Ersten schlagen können.«

Die Realität beim FF USV Jena sieht anders aus. In den Spielen gegen die »Großen« will man eher »Schadensbegrenzung« betreiben, so die Sportliche Leiterin Bärbel Friedel. Vielmehr beginnt mit dem Anpfiff gegen den Hamburger SV der Überlebenskampf in der höchsten Spielklasse. In Jena zählt man den HSV neben dem SC Freiburg, dem TSV Crailsheim und dem Herforder SV zu den ärgsten Konkurrenten. Auch deshalb wäre ein gelungener Start mit möglichst drei Punkten sehr wichtig.

Den vielen jungen Spielerinnen im Jenaer Kader würde ein Auftakterfolg auch die Angst nehmen, die Spielführerin Ivonne Hartmann durchaus spürt. Die Mittelfeldspielerin ist seit sieben Jahren im Verein – der guten Bedingungen wegen. Denn im Frauenfußball, auch in der obersten Spielklasse, gilt noch immer: »Der Beruf geht vor«, so die 27-Jährige. Im September wird sie ihr Studium der Sportwissenschaften abschließen.

Dass der Verein eine Perspektive zu bieten hat, steckt schon im Namen: Frauenfußball Universitäts-sportverein Jena. Neben der Friedrich-Schiller-Universität, Partnerhochschule des Spitzensports, die Sportlern Sonderstudienpläne ermöglicht und Trikotsponsor ist, beweist sich auch die Zusammenarbeit mit dem Jenaer Sportgymnasium, einer DFB-Eliteschule des Fußballs, als gewinnbringend. Ungefähr 20 Spielerinnen des Vereins werden derzeit dort ausgebildet.

In Jena hatte man nach dem Aufstieg gehofft, mit diesem Pfund im Kampf um neue Spielerinnen wuchern zu können. Doch es kam anders: Die Thüringerinnen haben die wenigsten Neuzugänge der Liga. »Das war nicht unsere Absicht«, wie Bärbel Friedel betont. Dabei hätten sie nicht die vielen Absagen erschreckt, sondern vielmehr die oft genannte Begründung: »Viele junge Fußballerinnen wollten nicht in den Osten«. Ein Blick auf die Bundesligalandkarte genügt, um festzustellen, dass die Zentren des Frauenfußballs in den alten Bundesländern zu finden sind – somit auch das Gros interessanter Spielerinnen.

Wenigstens ist das Aufstiegsteam zusammengeblieben, und auch sonst ist nicht vieles anders als in Liga zwei. Die Trainingsintensität konnte wegen der beruflichen Belastungen nicht erhöht werden, und dem höheren sportlichen Niveau will man mit einem defensiveren System begegnen.

1. Frauen-Bundesliga, 1. Spieltag

SC Bad Neuenahr - 1. FFC Frankfurt Sa.

FF USV Jena - Hamburger SV So.

Essen-Schönebeck - VfL Wolfsburg So.

Turbine Potsdam - Bayern München So.

TSV Crailsheim - SC Freiburg So.

FCR Duisburg - Herforder SV So.

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