Kanzelredner

Friedbert Pflüger / Der Hannoveraner will in Berlin an die CDU-Spitze

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.
Personalie: Kanzelredner

Die Vorstellung, Friedbert Pflüger würde jetzt nach Art der Erzengel die Berliner CDU mit dem Flammenschwert auf Kurs zwingen, wäre verfehlt. Der Fraktionsvorsitzende im Abgeordnetenhaus ist der pastorale Typ. Ihm dürfte just in Berlin-Schöneberg der Auftritt in der Zwölf-Apostel-Kirche mehr gelegen haben als die Feldschlacht. Von der »Politikerkanzel« kündete der Christdemokrat mit dem neu erwachten Sinn für Höheres »Was mich treibt«.

Wohin es ihn treibt, lässt sich leicht denken. Der einstige Bürochef des früheren Berliner Regierenden Bürgermeisters v. Weizsäcker fordert mit einem Positionspapier und dem Anspruch auf den Landesvorsitz den Amtsinhaber Ingo Schmitt heraus. Danach soll es dem designierten Spitzenkandidaten um den Chefsessel im Roten Rathaus gehen.

Freilich gilt Schmitt als Strippenzieher. Unumstritten ist sein Rückhalt in den Parteigliederungen. Eine große Mehrheit organisierte sich Schmitt für den Vorsitz angeblich mit einem Mix aus Versprechen und erfüllten Wünschen. Butter auf die Schrippe verdient er sich als Bundestagsabgeordneter.

Etwas provokant will ausdrücklich gegen »Mauschelei« der 53-jährige Friedbert Pflüger die Auseinandersetzung um Programme setzen. Die Verheißung einer »modernen Großstadtpartei« hat es ihm dabei angetan – eben weil die Schwarzen genau das nicht bieten und bei 20 Prozent Stimmenanteil dümpeln.

Der als Spitzenkandidat für die Wahl 2006 nach Berlin geholte frühere Verteidigungsstaatssekretär Pflüger agierte meist glücklos. Gegen den Wahlsieger Klaus Wowereit (SPD) brachte er es mit der CDU nur auf die mit 21,3 Prozent bis dahin magerste Ausbeute. Dass der Niedersachse, der an der Uni Bonn zum Dr. phil. promovierte, am liebsten für alle Zeit dort die Hauptstadt gesehen hätte, ist ihm vielleicht nicht vergessen. Der erbittert verteidigte Flughafen Tempelhof ging auch verloren.

Der Ausgang des Machtkampfes ist ungewiss. Nach dem eigenen Auftritt wäre es also möglich, den Kanzelredner am Sonntag um 10 Uhr in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche als Zuhörer zu treffen. Hier lautet das Thema der Predigt nach Lukas (13, 9): »Gib ihm noch ein Jahr...«

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