nd-aktuell.de / 06.09.2008 / Brandenburg / Seite 16

ND-Tour auf der Spur des Trinkwassers

Wanderung passiert das Werksgelände, auf dem die ZDF-Serie »Anja & Anton« gedreht wurde

Andreas Fritsche
Bei den Dreharbeiten zur ZDF-Serie »Anja & Anton«
Bei den Dreharbeiten zur ZDF-Serie »Anja & Anton«

Vom Zaun aus sieht man mehrere Gebäude und einen Garten, in dem es blüht. Das Wasserwerk Köpenick liegt südöstlich des Müggelturms mitten im Wald. Am 10. Januar 2000 schalteten die Berliner Wasserbetriebe (BWB) hier die letzten Pumpen ab. In der Schaltzentrale leuchten noch einige rote Lampen.

»Da ist Saft drauf«, sagt BWB-Werksassistent Uwe Saß. Aber der Strom fließt heute lediglich für die Alarmanlage und die Mieter, darunter auch die letzte Mitarbeiterin des Werks, die sich inzwischen im Ruhestand befindet.

Wer bei der ND-Wanderung am 21. September die 14,3 Kilometer lange Route wählt, läuft an dem Wasserwerk vorbei. Der Torbogen ist nicht zu übersehen. Wem der Weg zu weit ist, dem bleibt der 7,2 Kilometer lange Abschnitt. Die Leserwanderung startet von 8 bis 11 Uhr am Krankenhaus Köpenick (Eingang Salvador-Allende-Straße). Dorthin gelangt man mit den Bussen 269 und X 69 vom S-Bahnhof Köpenick. Das ND bestellte bei der BVG extra noch einige Sonderbusse zum normalen Linienverkehr. Außerdem fährt die Straßenbahnlinie 27 zum Start. In die 27 kann man am U-Bahnhof Tierpark oder am S-Bahnhof Karlshorst umsteigen.

Das Wasserwerk Köpenick entstand in den Jahren 1905 und 1906. Das Maschinenhaus mutet an wie ein Museum. »Sie werden staunen«, verspricht Uwe Saß, als er aufschließt. Ich staune tatsächlich!

Die Decke ist mit edlem Holz verkleidet. Licht fällt durch Glasscheiben ein, die einen Rahmen aus Mosaiken aufweisen. Imposant sind die großen Räder der drei Kolbenpumpen, Baujahr 1926, angetrieben von Elektromotoren. Dies ist eine Besonderheit, denn zur Entstehungszeit des Wasserwerks Köpenick waren noch Dampfmaschinen üblich.

Die Kolbenpumpen förderten einst das Grundwasser und drückten das aufbereitete Trinkwasser ins Leitungsnetz. Möglicherweise funktionieren noch alle drei Anlagen, eine auf jeden Fall. Außer Betrieb genommen wurden sie bereits 1996. Seitdem fördern die Wasserbetriebe hier kein Wasser mehr. Der sinkende Verbrauch machte das alte Werk überflüssig. Vier Jahre diente es noch als Druckstation. Dann kam das endgültige Aus.

Das Gebäude mit der Rieselanlage ist inzwischen einsturzgefährdet und darf aus Sicherheitsgründen nicht mehr betreten werden. Von außen wirkt das Gebäude gar nicht so. Fachwerk und Erker geben ihm das Gepräge einer Villa. Tatsächlich liegen hinter den Mauern zahlreiche Ziegelsteine, über die einst das geförderte Grundwasser rieselte. So belüftete, entgaste und entsäuerte man das kühle Nass. »Damit es besser schmeckt«, wie Uwe Saß erläutert. Außerdem musste auf diese Weise das Eisen herausgefiltert werden. Vier Milliliter Eisen enthalte der Kubikmeter Grundwasser in Berlin. Das sei zu viel. Würde man den Eisengehalt nicht senken, würde das Trinkwasser braun werden, sobald es aus der Leitung läuft und damit an die Luft gelangt. Vorhanden ist noch eine große Trommel von 1906 – die Sandwäsche – in der das Filtermaterial regelmäßig gereinigt wurde.

Hier zu arbeiten, das wäre ein Traum, schwärmt Uwe Saß. Die neuen Wasserwerke sind mit modernster Technik ausgerüstet, aber längst nicht so schön.

Herrlich findet auch Jörg Streller das Areal. Er mietete sich dort ein Büro. Fast zehn Jahre lang leitete Streller auf dem 52 000 Quadratmeter großen Gelände die Aufnahmen für »Anja & Anton«. Die Firma Studio TV produzierte die humorvolle Kinderserie für das ZDF. Studio TV steht ebenso hinter der beliebten Serie »Löwenzahn«, die sonntags um 10.35 Uhr im ZDF läuft und um 16 Uhr im Kinderkanal wiederholt wird. Von »Anja & Anton« drehte Studio TV im vergangenen Jahr die letzte Folge. Fortsetzungen sind leider nicht geplant. Die Hauptrolle spielte Nadine Wrietz. Den kauzigen Dr. Anton Müggelheim verkörperte Michael Altmann.