nd-aktuell.de / 11.09.2008 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 14

Die Grippesaison rückt näher

Die Arbeitsgemeinschaft Influenza rät zur Impfung

Nissrine Messaoudi
Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, trockener Husten. Diese Symptome kennt jeder, denn jeder hatte schon einmal eine Grippe. Mindestens 1,2 Millionen Erkrankte gab es 2007 und 2008 in Deutschland, wie die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung der Ergebnisse der letzten Influenzasaison bekannt gab.

Immer noch glauben Menschen, dass eine Grippe nur eine schwere Erkältung ist. Wer aber schon einmal aufgrund einer Influenzainfektion zwei Wochen oder mehr außer Gefecht gesetzt worden ist, weiß es besser. Insgesamt wurden 2007 und 2008 1,2 Millionen Arztbesuche, 555 000 Arbeitsunfähigkeiten und 4500 Krankenhauseinweisungen aufgrund einer Grippeinfektion gezählt, gab die AGI am Mittwoch in Berlin bekannt.

Im Vergleich zu den Jahren 2004 und 2005 gab es bei der letzten Grippewelle weniger Erkrankte, so dass man von einer schwachen Grippesaison sprechen kann. »Von Weihnachten bis Neujahr gab es die meisten Infektionen«, sagte Silke Buda, vom Robert-Koch-Institut. Betroffen waren meist Kleinkinder, obwohl die Hauptrisikogruppe die über 60-Jährigen sind.

Am stärksten betroffen waren Süd- und Westdeutschland, wo die Grippe zuerst grassierte. In Ost- und Norddeutschland gab es hingegen weniger Erkrankte. »Die Grippe ist eine ansteckende Krankheit, deshalb ist sie in Ballungsgebieten verbreiteter«, erklärte Tom Scharberg vom Diakoniekrankenhaus Rotenburg. Er ist einer der 900 niedergelassenen Ärzte, die sich im gesamten Bundesgebiet an der Arbeitsgemeinschaft beteiligten und alle an Grippe erkrankten Patienten dokumentierten.

Drei Grippetypen, Influenza A/H1N1, Influenza A/H3N2 und Influenza B, zirkulieren in der Gesellschaft. Erstmals gab es Influenza A/H1N1-Viren, die gegen Antivirenmedikamente resistent waren. Welche der drei Grippetypen die nächste Saison 2008 und 2009 bestimmen wird, ist allerdings noch unklar. Trotzdem wurde schon ein Impfstoff entwickelt und angewendet. »Im Sommer wird der Impfstoff produziert, auch wenn wenn wir noch nicht wissen, welche der Viren Überhand nehmen«, sagte Buda. Fest steht, dass die Impfungen helfen, wenn der Impfstoff zum Erreger passt. Passt er nicht, nützt eine Impfung relativ wenig. Aber das kann man nicht vorhersehen.

Udo Buchholz, ebenfalls vom Robert-Koch-Institut, rät zur Vorsicht: »Eine Grippe kann besonders bei über 60-Jährigen zum Tode führen. Deshalb sollte man sich in jedem Fall impfen lassen.«

Die Zahl der zwischen 2001 und 2007 verstorbenen über 60-Jährigen wird auf 31 000 geschätzt. Rund 50 Prozent der Älteren hat sich in der vergangenen Grippesaison impfen lassen. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, eine Impfrate von 75 Prozent bis 2010 zu erreichen.

Bleibt nur zu hoffen, dass der Impfstoff das richtige Virus trifft.