nd-aktuell.de / 13.09.2008 / Kultur / Seite 24

Die ersten Kartografen

Heiko Frings

So leicht wie hier haben es die ersten Kartografen sicher nicht gehabt: Von unserem Landeplatz in »Gisborne«, dem äußersten Nordosten von Neuseeland, liefern wir uns mit bis zu vier Landkartenzeichnern einen Wettlauf, der uns binnen einer halben bis Dreiviertelstunde an die Westküste führen wird.

Dabei gibt es unterwegs bemerkenswert wenig zu entdecken. In einem simplen Laufspiel legen wir einfach verschiedenwertige Bewegungskarten aus, um den Windungen eines vorgegebenen Pfades zu folgen, der sich über neun zunächst verdeckte Geländetafeln erstreckt. Je höher das Tempo, das uns die Karten erlauben, desto weniger dürfen wir hinterher vom Nachziehstapel nehmen, sodass ein klein wenig taktisches Fingerspitzengefühl erforderlich ist. Und auch sonst ist unsere Reise nicht völlig ereignislos: Auf den etwas blass gezeichneten Feldern stoßen wir auf Dörfer und Sümpfe, die unsere Bewegung beschleunigen oder bremsen. Wir finden Abkürzungen, die uns die eine oder andere Serpentine ersparen.

Und wer punktgenau auf den richtigen Feldern landet, kann Siegpunktmarker erringen und so eine Wertungsrunde auslösen. Abhängig von der Platzierung bekommen wir unterschiedlich viele Karten, die wir als Bewegungskarten auf die Hand nehmen oder als Siegpunkte in unsere offene »Schatzkiste« legen dürfen - eine Art Puppenbettchen aus Karton, in dem wir Karten und Marker vor neugierigen Blicken verborgen für die Endabrechnung aufbewahren. Doch wer einem Wolfsrudel begegnet, kann auch wieder Siegpunkte verlieren.

Es mag aufregendere Länder zu entdecken geben als »Gisborne«. Doch die wenigsten dürften familientauglich sein.

»Gisborne - Die ersten Kartografen« von Carlo A. Rossi, Clementoni, für drei bis fünf Spieler ab 8 Jahren, ca. 18 Euro