Der Dollar bleibt bald draußen

Argentinien und Brasilien wollen Außenhandel vereinfachen

  • Andreas Knobloch
  • Lesedauer: 3 Min.
Die wirtschaftliche Integration in Südamerika kommt im Währungsbereich einen wichtigen Schritt voran.

Argentinien und Brasilien wollen ihren bilateralen Handel künftig nicht mehr in US-Dollar, sondern ihren einheimischen Währungen Peso und Real abwickeln. Das Abkommen wurde dieser Tage im Rahmen eines Treffens der beiden Staatschefs Cristina Fernández de Kirchner und Luiz Ignácio Lula da Silva in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia bekannt gegeben. Die Vereinbarung wurde von den Zentralbankchefs Argentiniens und Brasiliens unterzeichnet. Damit verliert der US-Dollar als Leitwährung einen wichtigen Markt.

Am 3. Oktober soll mit einem Festakt in Buenos Aires die Einführung des »Sistema de Pagos en Moneda Local« (Systems zur Zahlung in lokaler Währung) offiziell gestartet werden. Argentinien und Brasilien erhoffen sich von der Umgehung des US-Dollar im Außenhandel eine Reduzierung ihrer Wechselkursausgaben und eine Vereinfachung des Handels. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen sollen davon profitieren, dass die Provisionen für den Wechsel von Real in US-Dollar in Peso und umgekehrt entfallen.

Argentinien ist der größte Handelspartner Brasiliens nach den USA, deren Position zunehmend von China bedroht wird. Brasilien wiederum ist der Hauptabnehmer argentinischer Waren (19 Prozent des Exportvolumens) und zugleich Argentiniens Hauptimportland (32 Prozent Anteil). Das Handelsvolumen zwischen den beiden wichtigsten Nationen des Wirtschaftsverbundes Mercosur erreicht in diesem Jahr ungefähr 30 Milliarden US-Dollar – zehnmal soviel wie vor zehn Jahren.

Zufrieden zeigten sich beide Regierungschefs nach Unterzeichnung des Abkommens. »Die Zurückgewinnung des Peso und des Real als Tauschwährungen ist nicht nur von ökonomischer, sondern auch von kultureller Bedeutung«, so die argentinische Präsidentin. Ihr brasilianischer Amtskollege verkündete: »Damit gehen wir den ersten Schritt zu einer regionalen Währungsintegration. Wir werden bald die ersten Resultate sehen, vor allem in Form der Reduzierung der Kosten.«

Außerdem unterzeichneten die beiden Präsidenten beim ersten offiziellen Staatsbesuch Kirchners in Brasilien eine Vereinbarung zum Bau eines gemeinsamen Forschungssatelliten, der vor allem die Küsten überwachen soll, ein Abkommen zur Gründung eines binationalen Unternehmens zur Anreicherung von Uran und ein weiteres über eine Machbarkeitsstudie zum Bau eines Wasserkraftwerks am Grenzfluss Garabí zu Uruguay. Schließlich wurde Argentinien angeboten, sich an der Ausbeutung der brasilianischen Erdölvorkommen zu beteiligen.

Lula sprach sich bei dieser Gelegenheit für eine weitere Stärkung des Mercosur aus, um die südamerikanische Integration zu vertiefen und »unser« lateinamerikanisches Erbe zu bewahren. Vor allem aber ermögliche dies dem regionalen Handelsbündnis, in den Verhandlungen mit anderen Wirtschaftsblöcken wie ASEAN oder auch der EU mit einer Stimme zu sprechen.

Hierbei könnte auch der bilaterale Handel in eigenen Währungen wichtig sein. Die Initiative könnte auch auf die anderen Mercosur-Partner wie Uruguay, Paraguay oder auch Venezuela, das Beitrittskandidat ist, ausgedehnt werden. Ein erster Schritt des Bündnisses hin zu einer gemeinsamen Währung. Doch dies ist im Moment noch Zukunftsmusik.

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