Zynismus mit Kalkül

Der Widerstand aus Politik, Gewerkschaften und von Verbraucherschützern hat den jüngsten Clou von Bahnchef Mehdorn zu Fall gebracht. Dieser wollte einen Bedienzuschlag beim Fahrkartenverkauf von 2,50 Euro auf die ohnehin schon überteuerten Ticketpreise draufpacken und hatte damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Verbraucherschutzminister Seehofer (CSU) forderte Mehdorn auf, den Zuschlag »komplett zurückzuweisen«. Sein sozialdemokratischer Kabinettskollege Wolfgang Tiefensee äußerte ähnliche Kritik an Mehdorns Maßnahme.

Die Kritik der bürgerlichen Parteien ist berechtigt, erfasst aber den Zynismus der Konzernspitze nicht. Denn diese rechtfertigte den Extrapreis damit, dem Kunden einen »personenbedienten Fahrscheinverkauf« in »erreichbarer Nähe« anbieten zu wollen. Dabei war es der Bahnvorstand, der rund 600 der 1000 Verkaufsstellen dichtmachte. Kalkül des Bahnvorstandes war es, die Fahrgäste zum Ticketkauf im Internet und an den Automaten zu zwingen. Damit könnte die Bahn weiter Personal abbauen. Einer Steigerung der Konzernprofite stehe dann nichts mehr im Weg.

Der nun vereitelte Plan nimmt nichts von der Frechheit von Mehdorn und Co. Diese erhöhten die Fahrpreise in fünf Jahren sechs Mal. Die nächste Erhöhung um 3,9 Prozent ist zum 14. Dezember geplant. Und das angesichts stetig sinkender Reallöhne und faktischer Rentenkürzung in den vergangenen Jahren. Das ist die eigentliche Schweinerei.

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