Die späte Freude

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 1 Min.

Die größte Online-Befragung, organisiert von der Universität Osnabrück, hat Sensationelles ergeben: Menschen im Alter rücken politisch mehr und mehr nach links. Plötzlich geht einem auf, was wir doch längst wissen müssten: Wie leichtfertig wird von alter-nativem Denken gesprochen, und der Verfassungsschutz beschnüffelt die »Kommunistische Plattform«, statt sich in die Altersheime einzuschleichen. Vorsicht! Im fortgeschrittenen Alter steckt der alte Virus vom Fortschritt.

Dass (pardon!) die Alten nach links driften, ist entweder Zynismus oder Notwehr. Sie kämpfen womöglich gar für den Sozialismus, aber vielleicht nur, weil sie genau wissen, dass sie ihn trotz allen Engagements nicht noch ein zweites Mal mitmachen müssen – das wäre das Zynische daran. Oder sie wollen eine einzige, führende Partei zurück haben, denn wer soll das Mehrparteiensystem auf Dauer aushalten – das wäre die Notwehr, ausgelöst von überstrapazierten Gemütern und Gehirnen.

Vielleicht kostet, wer alt ist, links seine Narrenfreiheit aus. Wo man Erfahrungen einer Generation kaum braucht, dort verkleidet sich der Umsturz als Nordic Walker und stampft schon mal mit Skistöcken auf – weil man kein Schnee von gestern sein will. So machen die Alten Mut: Wer die Zukunft hinter sich hat, muss die Gegenwart nicht fürchten.

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