Der »rote Hahn« spielt auf Angriff

Sachsens Linkspartei kürte ihren Spitzenkandidaten

  • Hendrik Lasch, Markneukirchen
  • Lesedauer: 3 Min.
André Hahn ist Spitzenkandidat der sächsischen LINKEN zur Landtagswahl 2009, bei der diese die CDU von der Macht verdrängen und wenn möglich selbst an die Regierung gelangen will.

Ausputzer hat er lange gespielt, seit einem Jahr ist er Spielführer seiner Truppe, am Samstag wurde er nun als Sturmspitze aufgestellt: Der passionierte Fußballer André Hahn ist Spitzenkandidat der LINKEN für die Landtagswahl am 30. August 2009. Auf einem Parteitag in Markneukirchen im Vogtland votierten fast 85 Prozent der Delegierten für den 45-jährigen Lehrer, der seit 1995 parlamentarischer Geschäftsführer der Landtagsfraktion war und 2007 Peter Porsch als deren Vorsitzenden beerbte.

Wie es sich für den Torschützenkönig des FC Landtag gehört, propagiert Hahn die kontrollierte Offensive. Die Partei solle nicht nur ihr Ergebnis von 23,6 Prozent von der Wahl 2004 nochmals steigern, sondern wolle auch zweitstärkste politische Kraft im Land bleiben und den Abstand zur CDU weiter verkürzen. Eine Koalition von CDU und FDP müsse ebenso verhindert werden wie der Wiedereinzug der NPD ins Parlament.

Kernziel der LINKEN, die ihre politischen Ziele laut einem am Samstag beschlossenen Leitantrag »falls nötig in der Opposition, wenn möglich in der Regierung« umsetzen will, ist freilich, dass die Union erstmals seit 1990 von der Macht verdrängt wird. Es sei, sagte Hahn, »kein Naturgesetz, dass in Sachsen immer die CDU regieren muss«. Nicht nur der Frontmann schoss sich auf die zum »Hauptgegner« erkorene Union ein. Landesvorsitzende Cornelia Ernst bezeichnete diese als »erschöpft« und nannte 2009 ein Jahr der Richtungsentscheidung: Die Sachsen hätten die Wahl zwischen »Stagnation mit der CDU oder Aufbruch mit der LINKEN«. Die derart Gescholtenen keilten umgehend zurück. Generalsekretär Michael Kretschmer diskreditierte Hahn als eine »Notlösung«. Ernst dagegen sieht im, wie sie formulierte, »roten Hahn« einen »Vollblutpolitiker mit Biss«, dem man es auch zutraue, das Amt des Ministerpräsidenten auszufüllen.

Die frühe Kür des Spitzenmannes – die anderen sächsischen Parteien wählen später – ermöglicht es zum einen, dessen Popularität im Lande zu steigern: Einer Umfrage zufolge kennen diesen derzeit erst 30 Prozent der Sachsen. Zum anderen kann sich Hahn jetzt darauf konzentrieren, eine probate Taktik zu entwickeln und seine Mannschaft zu festigen. Sowohl Hahn als als Ernst plädierten für Geschlossenheit – nicht zuletzt angesichts der Querelen in Dresden. Es sei nicht auszuschließen, dass politische Zerwürfnisse im dortigen Stadtverband bei der Wahl »zwei bis drei Mandate kosten« und die Regierungsbildung entscheiden, warnte Hahn. Ernst verteidigte vor diesem Hintergrund das Vorgehen gegen den Finanzpolitiker Ronald Weckesser nach dem Gedenkeklat im Dresdner Stadtrat. Dies habe, anders als etwa von der Landtagsabgeordneten Bettina Simon behauptet, »nichts mit Stalinismus zu tun, sondern mit der Handlungsfähigkeit der Partei«. Weckesser soll aus der Landtagsfraktion ausgeschlossen werden. Das Verfahren gestaltet sich aber schwierig; nach ND-Informationen ist mit einem Beschluss nicht mehr in diesem Jahr zu rechnen.

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