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Der Biber ist übern Damm

Naturschutzbund warnt aber trotz steigender Bestände, Schutzstatus zu senken

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

Dem Biber geht es in Brandenburg gar nicht schlecht. Er gehört zu den geschützten Tierarten und breitet sich aus. Es ist verboten, ihn zu fangen, zu verletzen, zu töten oder seine Ruhestätten zu beschädigen oder zu zerstören. Nach Ansicht von Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) wird sich der Biber »in den kommenden Jahren ausbreiten«. Geeignet dafür seien die Einzugsgebiete von Dahme, Spree und Nuthe.

Die an sich erfreuliche Entwicklung hat aber auch ihre negativen Seiten. Darauf wies der CDU-Landtagsabgeordnete Alard von Arnim hin: Die durch Biber verursachten Schäden nehmen zu. Alard von Arnim erwähnte den forstbotanischen Garten in Eberswalde. Seit 2004 entstehen dort Schäden, weil die Tiere etwas abfressen und wegen des Wasserrückstaus durch die Biberburgen. »Es sind bisher mehr als 50 Gehölze betroffen.« Darunter auch seltene Pflanzen und »Teile der größten Weidensammlung Europas«. Hier stehen der Artenschutz und der Schutz eines Kulturguts einander gegenüber, meinte der Abgeordnete.

Laut Woidke bereiten nur etwa ein bis drei Prozent der Biberansiedlungen Probleme, wobei es oft nur vorübergehend Schwierigkeiten gebe. Wenn allerdings »erhebliche Schäden drohen und zumutbare Alternativen nicht bestehen«, dann können die Landkreise Ausnahmen von den Verboten des Schutzgesetzes erlassen. Derzeit wird die Zahl der Biber im Bundesland auf rund 2200 geschätzt. Aufgrund der positiven Entwicklung des Bestands erwartet der Minister, dass der Biber im Schutzstatus »herabgestuft« wird. Seit 1992 steht der Elbebiber auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten in die Kategorie 1 – »vom Aussterben bedroht«.

Vom Aussterben bedroht sei der Biber tatsächlich nicht mehr, räumt Tom Kirschey ein. Der Landesvorsitzende des Naturschutzbundes weiß, dass die Tierart in Brandenburg schon ausgerottet war. Der Elbebiber hatte noch ein Refugium an der mittleren Elbe in der Gegend von Magdeburg. Von dort aus kehrte er in die brandenburgischen Elbregionen zurück. Außerdem kamen Exemplare aus Polen an die Oder. Die für ihn geeigneten Lebensräume habe der Biber fast alle besetzt, erläutert Kirschey. Das habe nur dort nicht geklappt, wo das Tier illegal verfolgt wurde – zumeist von Bauern. Der Biber habe nun einmal die Angewohnheit, zum Beispiel Obstbäume zu fällen, um an die jungen Triebe heranzukommen, die ihm sehr schmecken. Das größte Problem seien aber die Dämme, die er baut. Der größte Damm, den Kirschey gesehen hat, befand sich in der Tangersdorfer Heide in der Uckermark. Er war 1800 Meter lang und setzte ein ganzes Tal 1,50 Meter tief unter Wasser. In derartig krassen Fällen könne es gerechtfertigt sein, den Biber zu stören, etwa indem Rohre in den Damm eingefügt werden, damit das Wasser abfließt. Die Tötung von Bibern lehnt der Naturschutzbund aber ab. Eine Senkung des Schutzstatus könne dazu führen, dass die Art dann doch wieder vom Aussterben bedroht ist.

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