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Bummel durch eine andere Welt

Ephesus gilt als eine der besterhaltenen Ausgrabungsstätten der Welt

  • Ulrike Katrin Peters
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Laufe der Jahrtausende schuf die Natur bizarre Formationen aus Tuffstein.
Im Laufe der Jahrtausende schuf die Natur bizarre Formationen aus Tuffstein.

Vor dem Eingang tummeln sich scharenweise Gästeführer. Neben exzellenten Ortskenntnissen haben sie noch ein weiteres gemeinsam: Sie verdienen alle ihre Brötchen vornehmlich als Teppich- oder Krimskramshändler, bieten entsprechend ihre Dienste mit dem Hinweis auf den eigenen Souvenirladen an. Dort verkaufen sie »echte« antike Münzen, Vasen und Säulenreste moderner Machart.

Doch nicht deshalb sind die Besucher gekommen, sondern wegen dem antiken Ephesus, das als eine der am besten erhaltenen Ausgrabungsstätten der Welt gilt. Auf den Spuren des Engländers John T. Wood, der 1869 beim Bau der Eisenbahnlinie von Izmir nach Aydin die Ruinen eher zufällig entdeckte, beginnt unweit des beliebten Badeortes Kusadasi vor den Toren von Selcuk eine begeisternde Reise in die Vergangenheit.

Schon der Gang durch das Magnesiator ist ein Schritt in eine andere Welt. Eine Welt, geprägt von hellenistisch-römischer Lebensart und einer langen wechselvollen Geschichte. Die gut erhaltene Variustherme, die Basilika und das Odein, in dem der Stadtrat des frühen Ephesus seine Sitzungen abhielt, machen die Üppigkeit des hadrianischen Klassizismus deutlich. Selbst die lärmenden Touristenscharen auf der malerischen Kuretenstraße können die Idylle der einstigen Hafenstadt, die Mitte des 2. Jahrhunderts vor Christus gegründet wurde und schnell als Handelsdrehscheibe zwischen Mesopetanien und dem Mittleren Osten aufstieg, nicht schmälern. Besticht Ephesus doch durch eine ungeahnte Fülle an historischen Gebäuden.

Wie etwa die Scholastikathermen. Deren ausgeklügelte Wasserversorgung und das raffinierte Heizsystem zeugen noch heute von einem hohen Lebensstandard in längst vergangenen Jahrhunderten. Zwar blieb vom legendären Artemistentempel, einem der viel gepriesenen sieben Weltwunder, allein die Erinnerung, dafür aber erlangte ein weiteres Gemäuer Weltruhm, die Celsusbibliothek. Etwa 120 nach Christus von Julius Aquila im Gedenken an seinen Vater Julias Celsus Polemeianus errichtet, fiel das antike Meisterwerk, in dem etwa 12 000 Schriftrollen und Manuskripte gelagert haben sollen, im 10. Jahrhundert einem Erdbeben zum Opfer. Zwischen 1970 und 1978 wurde die aufwändige verzierte Prunkfassade dann komplett restauriert.

In unmittelbarer Nachbarschaft der Celsusbibliothek, in deren Erdgeschoss vier Statuen die Celsusleitwerte Weisheit, Mut, Einsicht und Bildung verkörpern, erhebt sich mit dem doppelbögigen Mazaeus- und Mitridatestor ein weiteres Meisterwerk der Architektur. Auf dem Weg zum mächtigen Theater stößt der Blick unweigerlich auf Marmorplatten mit einem Fußabdruck und einen Frauenkopf, die als Wegweiser zum Freudenhaus galten. In dem zum Komplex des Hadriantempels zählenden Gemäuer wollen Archäologen eine kleine Tonfigur mit überdimensionalen Phallus gefunden haben, deren Nachbildung überall als Souvenir erhältlich ist.

Das prachtvolle Theater am Ende der Marmorstraße gilt als größtes Theaterbauwerk der Türkei und bietet rund 24 000 Besuchern Platz. Noch immer dient das monumentale Bauwerk als Forum für aktuelle Bühnenstücke aber auch für Rock- und Popkonzerte. Stars wie Rod Stewart oder Liza Minelli gaben sich hier bereits ein Stelldichein.

Und alljährlich in der ersten Maiwoche knüpfen die internationalen Kunst- und Musikfestspiele eine faszinierende Brücke zwischen der Moderne und der allgegenwärtigen Geschichte von Ephesus, verleihen der Reise in die Vergangenheit eine unvergessliche Note. Besonders für diejenigen, die bei Tageslicht die historische Ausgrabungsstätte studieren und sich dann bei Einbruch der Dunkelheit im einmaligen Ambiente des antiken Auditorium mit modernen Darbietungen verwöhnen lassen.

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