• Türkei - Geschichte

Sagalassos

Spektakuläre Funde

  • Ronald Sprafke
  • Lesedauer: 2 Min.

Zuerst war ein riesiger Fuß, mit einer Schuh- größe von 130 Zentimetern! Als dann ein Bein und ein Riesenkopf hinzukamen, war das Staunen groß. Doch es sollte noch kolossaler kommen.

Tatort ist Sagalassos, einst eine blühende Stadt, 100 Kilometer nördlich der heutigen Urlauberhochburg Antalya. Späthethitische Quellen erwähnen eine Siedlung schon im 12. Jahrhundert v. Chr. Der gute Boden und die Lage an den großen Handelswegen verhalfen dem Ort zu seinem Wohlstand. Den rühmte schon Alexander der Große, als er 333 v. Chr. die Stadt eroberte. Die Römer schätzten das milde Klima der Landschaft Pisidien. Kaiser Hadrian (regierte 117-138) war ein großer Förderer der Stadt. Mit seinem Namen sind viele Bauprojekte in der Stadt verbunden.

Seit 1990 gräbt ein belgisches Archäologenteam der Katholischen Universität Leuven unter Leitung von Marc Waelkens in den Ruinen. Sie fanden Marktplätze und ein Rathaus, Tempel und Kirchen, Bibliothek und Theater, Brunnen und Wohnhäuser mit prächtigen Fußbodenmosaiken ... In dem größten Saal der Thermen fand Waelkens 2007 unter fünf Meter Schutt eine über vier Meter große Marmorstatue mit einem 80 Zentimeter großen Fuß und 70 Zentimeter großen Kopf eines Mannes mit Vollbart. Das meisterhaft gearbeitete Porträt zeigt Kaiser Hadrian zu Beginn seiner Herrschaft.

Eine Grabungskampagne später, im August 2008, wurde nur wenige Meter entfernt ein weiterer, 90 Zentimeter hoher Kolossalkopf entdeckt, daneben Füße, die in Militär-stiefeln steckten, und eine Hand, die eine Kugel hielt, wohl die Weltenkugel. »Es ist das schönste bisher gefundene Abbild des jungen Marc Aurel«, jubelte Waelkens (Foto: Archiv). Gefunden wurde auch ein Frauenkopf – Kaiserin Faustina die Ältere (138-141), Gemahlin des Kaisers Antoninus Pius (138-161), der zwischen Hadrian und Marc Aurel das römische Imperium regierte.

Die Sensation war perfekt: In den Thermen von Sagalassos waren die Wohltäter der Stadt mit ihren Gemahlinnen präsentiert worden! Ein Erdbeben Ende des 6. Jahrhunderts hatte das Badegebäude zum Einsturz gebracht und die Statuen unter meterhohem Schutt begraben.

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