Die größte Sorge gilt Bafana Bafana

Fußball-WM 2010: Das südafrikanische OK glaubt sich trotz Präsidentenwechsels und Etatüberschreitung auf gutem Weg

Am Sonntag begibt sich Teammanager Oliver Bierhoff für den Deutschen Fußball-Bund in Südafrika auf die Suche nach einem möglichen Quartier für den Fall, dass Deutschland die erste WM-Endrunde auf dem afrikanischen Kontinent erreicht. Geeignete Quartiere seien dort knapp, sagt Bierhoff, der sich in einer Woche zehn Hotels anschauen will. Derweil ist der Geschäftsführer des Organisationskomitees Südafrika 2010, Danny Jordaan, auf Werbetour durch Europa. Vergangene Woche machte Jordaan mit Maskottchen Zakumi Station in Berlin, kommende Woche reist er nach Zürich zum Fußballweltverband FIFA. Er muss eine Menge schwieriger Fragen beantworten.

Was ihm derzeit die meisten Sorgen mache, versuchte Danny Jordaan witzelnd zu umschreiben: Das seien nicht die noch unfertigen Stadien, nicht die immer wieder aufgeworfenen Fragen, ob die zusätzlichen 30 000 Polizisten und das auf Schnellbussen und Sammeltaxis basierende öffentliche Verkehrssystem dem Ansturm von 500 000 zusätzlichen Touristen genügen werden, nein: »Was unsere Nationalmannschaft leistet, ist zu wenig.« Bafana Bafana (Die Jungs), so wird Südafrikas Auswahl genannt, überstand beim Afrika-Cup 2008 nicht einmal die Vorrunde. »Die Ergebnisse sind noch nicht so vielversprechend«, versuchte sich Jordaan in Selbstironie, als er vergangene Woche in Berlin vor einer stattlichen Anzahl afrikanischer Botschafter und der geladenen Presse seine PR-Reise durch Europa begann.

Ach, diese Jungs: Vergangenes Wochenende etwa mühte sich das Team in Äquatorialguineas Hauptstadt Malabo zu einem 1:0 in der Qualifikation für den Afrika-Cup 2010. Die Fans in der Heimat erregten sich trotzdem, weil kein Livebild in Südafrika ankam – Journalisten und Techniker hatten keine Visa bekommen.

Tatsächlich sitzen dem Bewerbungsmanager Jordaan noch ein paar andere Probleme im Nacken, wie er auf Nachfragen einräumte: »Vor allem geht es ums Geld.« Um etwa zehn Prozent werde der Etat für die WM und die dazugehörigen Infrastrukturmaßnahmen überschritten. Die Finanzierung jener zusätzlichen 220 Millionen Euro sei noch nicht abschließend geklärt. Dennoch versichert Jordaan, die Finanzierung des etwa 1,8 Milliarden Euro teuren Projektes sei trotz der weltweiten Bankenkrise nicht in Gefahr.

Auch der Wechsel an der Regierungsspitze werde kein Problem bereiten, sagte der 54-Jährige, der für den ANC (African National Congress) von 1994 bis 1997 in der Nationalversammling saß. Nach dem Rücktritt des Präsidenten Thabo Mbeki im September 2008 habe dessen jüngst vereidigter Übergangsnachfolger Kgalema Motlanthe Wohlwollen signalisiert: »Er hat sofort sein Okay gegeben.«

Zur PR-Unterstützung in Europa wird Danny Jordaan von Horst R. Schmidt begleitet. Der DFB-Schatzmeister, bei der WM 2006 geschäftsführender Vizepräsident des WM-OK, fungiert für die Südafrikaner als Berater, denn der »FIFA World Cup 2006« gilt auch den Südafrikanern als leuchtendes Vorbild. Schmidt agiert überzeugend, nur in den Zwischentönen ist auch bei ihm Skepsis zu vernehmen: Den Fans rät er, ihre WM-2010-Reise akkurat durchzuplanen und dabei »insbesondere die Sicherheitsbedingungen des Landes miteinzubeziehen«. Ansonsten solle man sich lieber an die »Tour Operators« halten, die einem zugleich Eintrittskarte und Südafrika-Reise vermitteln.

Die Wege zwischen den zehn WM-Stadien sind weit, bis zu 1700 Kilometer, wenn man etwa von Polokwane im Norden nach Kapstadt im Südwesten reisen will. Nicht überall ist die »Rainbow Nation«, so nennt sich der Vielvölkerstaat mit elf amtlichen Landessprachen (47,4 Mio. Einwohner), sicher. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist tief, der Schock nach der Gewaltwelle gegen Einwanderer aus Simbabwe und Mosambik im Mai 2008, bei denen 42 Menschen starben, wirkt nach.

Danny Jordaan betont wohl auch deshalb den Gedanken der »Africaness«, die Idee, dass Südafrika das erste WM-Turnier in Afrika für den gesamten Kontinent veranstaltet. Er hoffe, dass ein afrikanisches Team das Finale am 11. Juli 2010 in Johannesburg erreicht, egal ob es nun Kamerun, Nigeria, Côte d'Ivoire sei. Warum die südafrikanischen Fußballer in dieser Aufzählung fehlen? »Da haben wir noch viel zu tun.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal