Ungarns Parteien zerstritten in der Krise

Staatspräsident boykottiert Finanzgipfel der Regierung

  • Gábor Kerényi, Budapest
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

In der Vorwoche noch hatte Regierungschef Ferenc Gyurcsány das Land mit Erklärungen zu beruhigen versucht, dass die Finanzkrise Ungarn nicht oder kaum treffen werde. Dieser offensichtliche Nonsens musste angesichts der Spekulantenangriffe auf den Forint und des darauf folgenden Tiefflugs der ungarischen Börse und Währung innerhalb weniger Tage revidiert werden.

In einer Analyse nahm jetzt eine der hierzulande größten Investitionsgesellschaften auf jenes Rauschen im Blätterwald Bezug, wonach Ungarn nach Island als nächster Staat in den Abgrund stürzen könnte. Ungarn sei dem Inselland insofern ähnlich, als es den internationalen Kreditmärkten aufgrund seiner stark durch Devisenkredite finanzierten Staatsverschuldung in hohem Maße ausgeliefert ist und wegen der hohen Staatsverschuldung eine verwundbare Wirtschaft hat. Nachdem sich ihre Beruhigungspillen als Placebo erwiesen, beschloss die ungarische Regierung – nicht unklug – als erstes Land wegen der Weltfinanzkrise ganz offiziell den Internationalen Währungsfonds (IWF) um finanzielle Unterstützung zu bitten – die auch umgehend »in unbegrenzter Höhe« versprochen wurde. Gleichzeitig ließ Regierungschef Gyurcsány aber wissen, dass man diese Hilfe nur im äußersten Notfall auch tatsächlich in Anspruch nehmen wolle.

So ließ man zum ...


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