Der Kandidat

Steffen Bockhahn / Der 29-Jährige soll 2009 LINKE-Chef im Nordosten werden

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.

Gerade hat sich die Rostocker Bürgerschaft einstimmig auf den Anwalt verständigt, der die Klage gegen Oberbürgermeister Roland Methling betreuen soll. Methling wollte zur kurzfristigen Kassensanierung das Tafelsilber der Hansestadt verkaufen, die Bürger sprachen sich in einer Volksinitiative dagegen aus, das Rathaus will das nicht anerkennen – jetzt kommt es zum Show-Down vor Gericht.

In Rostock hat sich viel verändert im vergangenen Jahr, und einiges davon hat mit Steffen Bockhahn zu tun. Seit der 29-Jährige 2007 den Fraktionsvorsitz übernommen hat, bestimmt die Fraktion der LINKEN, die lange relativ isoliert in der Ecke stand, die Agenda in der Stadtpolitik aus der Opposition heraus mit. Der von Bockhahn im Bündnis mit Gewerkschaften angestoßenen Initiative gegen die Privatisierungen schlug noch im Frühjahr eine steife Brise entgegen; nur wenige Monate später trat eine Bürgerschaftsmehrheit dem Bürgervotum in zwei Abstimmungen bei, obwohl Kommunalaufsicht und Rathaus dies für rechtswidrig erklärten.

Selten ist ein kommunales Ansinnen der Bürger im Nordosten effektiver vertreten – und klüger politisch genutzt worden. Was in Rostock passiert ist, taugt allemal zum Gesellenstück eines aufstrebenden Landespolitikers. Als solchen muss man Steffen Bockhahn spätestens seit einem Jahr bezeichnen, als er auch zum stellvertretenden Landeschef gewählt wurde. Jetzt will ihn Parteichef Peter Ritter, der seinen Rücktritt für 2009 angekündigt hat, als Nachfolger vorschlagen.

Die lange Vorlaufzeit wird Bockhahn brauchen, sein Wahlergebnis zum Parteivize beim letzten Landesparteitag war alles andere als berauschend. Um die Herzen der Mitglieder wird das Ziehkind von Ritter und Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch kämpfen müssen. In Rostock ist der gelernte Radiojournalist und studierte Politologe dagegen bestens vernetzt – auch über die Partei hinaus. Die Kommunalwahl 2009 gibt ihm die Chance, rechtzeitig zum entscheidenden Parteitag noch ein Meisterstück einzureichen. Die Chancen stehen derzeit nicht schlecht für den jungen Politiker, der seinen Stil wie folgt beschreibt: »Härte zeigen, ohne Türen zuzuschlagen.«

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