Vom Denken aus leben

Max Frisch, Citoyen von Matthias von Gunten

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Was wird aus dem Ich, wenn die Zeit aus den Fugen gerät? Es bleibt nicht heil, das scheint gewiss. Die Frage der Identität, ihr mögliches Zerbrechen, ihre Flucht in Maskenspiele und surreales Doppelgängertum – das ist das Lebensthema Max Frischs. Schreibend erforscht er seine und des Jahrhunderts Funktionsstörungen - wenn nur die Vernichtungsmaschine noch arbeitet, aber ihre Bremsmechanismen versagen. Leidet, so fragt man sich, der geborene Schweizer da nicht unter einem Phantomschmerz? Das Leben ist friedlich geblieben, kein Krieg, keine Diktatur störte die Eidgenossen bei ihren Geschäften und in ihrem guten Gewissen, vorbildliche Demokraten zu sein.

Max Frisch hielt das für eine bequeme Lüge – er glaubte nicht an die friedlichen Oasen in einer unfriedlichen Welt. Deswegen haben die Schweizer in ihm den Nestbeschmutzer gesehen, wie die Österreicher Thomas Bernhard gehasst haben. Können diese Störenfriede keine Ruhe geben? Z...


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