Irrtum mit Todesfolge

US-Truppen beschossen afghanische Soldaten / Schwere Gefechte

  • Lesedauer: 2 Min.
Die US-geführte Koalition hat im Osten Afghanistans am Mittwoch irrtümlich neun afghanische Soldaten getötet und drei weitere verletzt. Zahlreiche Opfer gab es auch bei Gefechten in den Südprovinzen des Landes. Die Leichen der beiden getöteten Bundeswehrsoldaten wurden unterdessen nach Deutschland geflogen.

Kabul (Agenturen/ND). Die von den USA geführten Koalitionstruppen haben nach Angaben des afghanischen Verteidigungsministeriums versehentlich neun afghanische Soldaten getötet und damit Spannungen zwischen beiden Ländern ausgelöst. Drei weitere Soldaten der afghanischen Armee seien bei dem Luftangriff am Mittwochmorgen im Distrikt Sayedchail in der östlichen Provinz Chost verletzt worden, teilte das Verteidigungsministerium in Kabul mit. Einer der Verletzten schwebe in Lebensgefahr. Das afghanische Ministerium verurteilte den Angriff »aufs Schärfste«. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Nach Angaben der US-Armee waren Koalitionstruppen in dem Distrikt in mehrere Gefechte verwickelt. Als Folge seien afghanische Soldaten getötet und verletzt worden, hieß es in einer Mitteilung der amerikanischen Streitkräfte. Erste Berichte der Truppen in der Gegend deuteten darauf hin, dass der Zwischenfall auf eine »Verwechslung auf beiden Seiten« zurückzuführen sei. Die US-Truppen kündigten eine gemeinsame Untersuchung mit der afghanischen Nationalarmee an.

Auch in Südafghanistan hielten die Kämpfe an. Nach offiziellen Angaben wurden zahlreiche Taliban-Kämpfer getötet. Der Polizeichef der Provinz Urusgan, Dschuma Gul Hemat, sagte am Mittwoch, mehr als 150 Aufständische hätten in der Nacht zuvor das Verwaltungszentrum des Distrikts Deh Rawood angegriffen. Über 35 Rebellen und drei Polizisten seien getötet worden. Die Aufständischen seien geflohen, als NATO-Kampfhubschrauber am Ort der Kämpfe eintrafen.

Wie das afghanische Verteidigungsministerium am Mittwoch mitteilte, seien auch in der südafghanischen Provinz Helmand »Dutzende« Rebellen getötet oder verletzt worden. Die Leichen von fünf bekannten Taliban-Kämpfern seien gefunden worden. Afghanische Soldaten hätten aus der Luft von Koalitionstruppen Unterstützung erhalten. Die US-Truppen teilten mit, in Helmand sei bereits am Montag ein Taliban-Kommandeur bei einem Luftangriff ums Leben gekommen.

Unterdessen hat der afghanische Außenminister Rangin Dadfar Spanta kürzlich in Saudi-Arabien geführte informelle Gespräche mit den radikalislamischen Taliban erstmals bestätigt. »Aber wir sind am Anfang des Prozesses«, sagte Spanta am Mittwoch bei einem Besuch in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad. Spanta betonte, ein Versöhnungsprozess könne nur gelingen, wenn die Aufständischen »bereit sind, ihre Waffen niederzulegen«.

Trotz des Todes der beiden deutschen Soldaten, die am Montag nahe Kundus bei einem Anschlag ums Leben kamen, hält auch die Bundesregierung an ihrem militärischen Engagement in Afghanistan fest. Ohne Sicherheit sei ein Wiederaufbau nicht möglich, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg am Mittwoch in Berlin. Kurz zuvor hatte die Bundeswehr in Kundus mit einer Trauerfeier Abschied von den Getöteten genommen. Nach der Feier startete ein Flugzeug mit den Särgen Richtung Deutschland.

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