An der Drei-Millionen-Marke nur gekratzt

Volkswirte rechnen nicht mehr mit einer Fortsetzung des Aufschwungs auf dem Arbeitsmarkt

  • Lesedauer: 2 Min.
Experten sind sich mittlerweile einig, dass der Sinkflug der Arbeitslosenzahlen seine Ende gefunden hat. Die Konjunkturschwäche sei nun auch auf dem Arbeitsmarkt angekommen.

Nürnberg (dpa/ND). Die Zahl der Arbeitslosen ist im Oktober nach Einschätzung von Experten auf rund drei Millionen gesunken, hat die psychologisch wichtige Grenze von drei Millionen aber offenbar nicht unterschritten. »Der Arbeitsmarkt kratzt an der Drei-Millionen-Marke«, sagte der Volkswirt der Dresdner Bank, Gregor Eder, in einer dpa-Umfrage.

Nach Berechnungen der Fachleute waren im zu Ende gehenden Monat zwischen 3,01 und 3,02 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit; dies wären zwischen 60 000 und 70 000 weniger als im September und rund 420 000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosigkeit würde damit auf den niedrigsten Stand seit 16 Jahren sinken. Die offiziellen Zahlen will die Bundesagentur für Arbeit am 30. Oktober bekanntgeben.

Mit einer Unterschreitung der Drei-Millionen-Marke rechnet allein der Volkswirt der genossenschaftlichen DZ-Bank, Glenn Marci. Nach seiner Berechnung ist die Zahl der Erwerbslosen im Oktober um 83 000 auf 2,998 Millionen gesunken. In der nahen Zukunft sei aber wohl kaum mehr mit einem solchen Tiefstand zu rechnen.

Einig sind sich die Arbeitsmarktexperten, dass »sich der Arbeitsmarktaufschwung in den letzten Zügen befindet«, wie es HypoVereinsbank-Ökonom Alexander Koch formuliert. Die jüngsten Nachrichten aus den Unternehmen machten deutlich, dass die Konjunktureintrübung inzwischen auf dem Arbeitsmarkt angekommen ist, schätzt Eder von der Dresdner Bank. »Bis zuletzt hatten wir gute Zahlen. Jetzt gehe ich aber davon aus, dass die Erholung zum Ende kommt«, unterstrich er.

Anders als noch vor ein paar Monaten erwarten die Fachleute nun bereits im vierten Quartal eine Stagnation auf dem Stellenmarkt. »Da rechnen wir schon mit leichten Schleifspuren«, sagte Eckart Tuchtfeld von der Commerzbank. In der ersten Jahreshälfte werde die Zahl der Arbeitslosen wieder steigen. Die DZ-Bank rechnet dabei im Jahr 2009 mit einer Zunahme der durchschnittlichen Arbeitslosigkeit um 150 000. Seit 2005 war dieser Wert Jahr für Jahr gesunken.

Nach Einschätzung der Experten schlagen auf dem Arbeitsmarkt neben dem »Ölpreisschock« inzwischen auch die schrumpfenden Investitionen der Industrie durch. Uneinig sind sich die Fachleute, ob die jüngste Zuspitzung der Finanzkrise auf dem Arbeitsmarkt spürbar wird. Zumindest belaste die dadurch ausgelöste Verunsicherung das allgemeine Wirtschaftsklima. Richtig durchschlagen würden die Turbulenzen aber erst im Laufe des nächsten Jahres.

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