Finanzkrise schadet der Wirtschaft

Auftragsbücher bis Jahresende gut gefüllt, dann wird es eng / LINKE fordert Konjunkturprogramm

  • Bernd Baumann
  • Lesedauer: 2 Min.

Angesichts der weltweiten Finanzkrise fordert der Landtagsabgeordnete Ralf Christoffers (Linkspartei) ein bundesweites Konjunkturprogramm zur Ankurbelung der Wirtschaft. »Ein solches Paket sollte jedoch nicht vordergründig auf die Unterstützung einzelner Branchen und Unternehmen abzielen«, sagte er. Vielmehr sei ein übergreifender Politikansatz erforderlich, da die Wirtschaft voraussichtlich über mehrere Quartale schwach bleibe und die Gefahr eines ausgedehnten Abschwungs bestehe. Auch andere warnen vor langfristigen Auswirkungen auf Brandenburg. »Bisher wird die Mark noch von direkten Effekten verschont«, meinte Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) bei einem Gipfeltreffen mit Vertretern von Kammern und Verbänden. Einig war man sich bei dem Treffen in der Einschätzung, dass die Eintrübung der Konjunktur auch an Brandenburg nicht vorbeigehen wird.

»Das Ende der vergangenen Woche von Bund und Ländern verabschiedete, 500 Milliarden Euro umfassende Rettungspaket ist ohne Alternative«, betonte deshalb Junghanns. Es sei dazu angetan, den deutschen Finanzmarkt zu stärken und das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen. »Gefragt ist jetzt Wirtschaftspolitik mit Augenmaß«, sagte Junghanns. Gleichzeitig gab er sich überzeugt, dass die märkischen Unternehmen gewappnet sind. »Die Betriebe sind heute deutlich robuster aufgestellt als noch zu Beginn des Jahrzehnts.

»Die Folgen der Krise werden in Brandenburg bereits in einigen Monaten zu spüren sein«, versicherte Victor Stimming, Präsident der Industrie- und Handelskammer Potsdam. Die Auftragslage der Firmen werde nicht mehr so gut wie in den zurückliegenden Monaten sein. Eine große Gefahr sieht Stimming in der Zurückhaltung der Menschen beim Konsum, was die gesamte Wirtschaft negativ beeinflussen würde.

»Die Auftragsbücher unserer Unternehmen sind bis zum Ende des Jahres gut gefüllt«, berichtete Wolfgang König, wirtschaftspolitischer Sprecher des Handwerkskammertages Brandenburg. Danach werde es jedoch eng. Viele Firmen rechneten 2009 mit einer Verschlechterung ihrer Geschäfte. Es werde auch kaum noch investiert. Schließlich wisse niemand, ob das für neue Produktionsanlagen und Ausrüstungen ausgegebene Geld auch wieder hereinkomme. König erinnerte an das in den meisten brandenburgischen Unternehmen fehlende Eigenkapital. Damit hätten sie bei einer Krise kaum etwas zuzusetzen. »Am schlechtesten geht es heute im Handwerk der Kfz-Branche, da kaum noch Autos gekauft werden.«

Der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände, Christian Amsinck, appellierte an die Banken, dass die Finanzkrise nicht zu Lasten der Betriebe gehen dürfe. »Insbesondere der industrielle Mittelstand in Brandenburg hat in den vergangenen Jahren maßgeblich zum Aufschwung beigetragen«, sagte er. »Jetzt kommt es darauf an, dass die Betriebe auch weiterhin im erforderlichen Umfang mit Krediten versorgt werden.«

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