Vom Wucherer zum Wohltäter

Moral und Christencredo in Hugo von Hofmannsthals »Jedermann« im Berliner Dom

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Wenn Jedermann im weißen Büßerhemd, von Kerzenträgern begleitet, durch den Mittelgang des Doms in den Tod zieht; wenn von der Empore herunter zu leiser Orgel ein Sopran singt und der Glaube in strahlender Helle Engelsstimmen hört, erreichen Moralität und Christencredo in Hugo von Hofmannsthals »Spiel vom Sterben des reichen Mannes« ihr Ziel: Die rechtschaffene Seele darf sich am Ende ihrer irdischen Tage Gott anbefehlen.

Uraufgeführt wurde das Mysterienspektakel in Erneuerung einer mittelalterlichen Tradition 1911 unter Max Reinhardt in Berlin. Seine Popularität erlangte es ab 1920 als unerschütterlicher Bestandteil der auf Hofmannsthals Anregung zurückgehenden Salzburger Festspiele, wo seither nahezu alle Bühnengrößen deutscher Zunge in die tragenden Rollen geschlüpft sind. 1987 inszenierte die Schauspielerin Brigitte Grothum das Stück in einer Kreuzberger Kirche. Nach der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche fanden »ihr« »Jedermann« und d...


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