Entschuldigung

Am Rande der großen politischen Beben, die Prag in diesen Tagen erschüttern, spielt sich noch der »Fall« Milan Kundera ab. Oder ist es am Ende gar kein Fall? Darüber streiten sich zur Zeit hierzulande Historiker, Literaturwissenschaftler, Journalisten und nicht zuletzt der Schriftsteller Milan Kundera selbst.

In der Wochenzeitschrift »Respekt« warf der Historiker Adam Hradlinek am 13. Oktober dieses Jahres – rechtzeitig also zum Beginn der Frankfurter Buchmesse – dem weltbekannten tschechischen Autoren Milan Kundera vor, im Frühjahr des Jahres 1950 den westlichen Agenten Miroslav Dvoracek an den tschechoslowakischen Staatssicherheitsdienst StB verraten zu haben. In den Akten dieser Polizeidienststelle, die sich heute in den Archiven der »Anstalt zum Studium totalitärer Regime« (USTR) – eine der Birthler-Behörde vergleichbare Institution – habe sich ein Dokument gefunden, das Kundera mit der Denunziation in Verbin...